„Was, wir müssen schon wieder einen Blog schreiben?“ Tani dreht sich nur in Buxen bekleidet auf die andere Seite, um Sarah anzuschauen. „Aber es ist soooo waaaarm...“
„Ja was kann ich denn dafür, dass wir so viel erleben? Los jetzt, setzt dich ran oder du bekommst keinen Lemon-Shake mehr!“
Vor sich hin grummelnd steht Tani auf, setzt sich an den Laptop und beginnt zu Tippen.
Khao Sok war super, viel gesehen. Danach Phuket, eher nicht so toll. Koh Phi Phi war aber echt wieder top.
„Fertig, bekomme ich jetzt meinen Shake?“
„JETZT MACH GEFÄLLIGST, SONST WERDEN WIR NIE FERTIG!!“
Der Khao Sok Nationalpark war das Schönste, das wir bisher von Thailand zu sehen bekommen haben. Dem Tipp unserer Hotel-Dame folgend, gingen wir am Abend nach 17:30Uhr zum Eingang, kauften uns für 300 Baht (das sind umgerechnet etwa 9€) das Eintrittsticket und drehten schon eine kleine Runde auf Schusters Rappen. Es war herrlich, dem kleinen Weg durch den dichten Dschungel zu folgen. Das Bild um uns herum wechselte zwischen dichten Mangroven-Wurzeln und eng stehenden Bambus-Hainen. Wir hörten Insekten in einer Lautstärke zirpen und „schreien“, wie wir es bisher noch nie hörten und die schwüle Hitze ließ den Schweiß in Strömen an uns herab rinnen. (Klingt eklig, aber genau so ist es eben hier.) Leider schließt der Park schon um 18 Uhr und so blieb uns an diesem Tag nur wenig Zeit zur Erkundung.
Für die nächsten zwei Tage hatten wir eine Tour mit Guide gebucht. Da wir das Ticket am Abend zuvor nach halb sechs gekauft hatten, mussten wir nicht noch einmal den Eintritt zahlen.
Wir wurden am Hotel abgeholt und teilten uns die Tour mit 17 anderen Urlaubern, die meisten davon waren Deutsche.
Am Pier angekommen, stiegen wir in unser Longtail-Boot und der Trip startete mit einer Fahrt über den künstlich angelegten Chiao-Lan Stausee. Die Erste, von vielen noch folgenden Fahrten, dauerte etwa eine Stunde und führte uns zu unserer Unterkunft, den sogenannten Floating-Houses.
Das sind viele kleine aneinander gebaute Bungalows, die auf dem See schwimmen. Dort angekommen, nutzten wir eine kleine Pause zum Kayaken, Schwimmen und Mittagessen, bevor es mit dem Boot weiterging. Unser sehr erfahrener und kompetenter Guide meinte, dass es jetzt zum Glanzstück unserer gesamten Tour ginge, der Höhle Nam Talu. Wir erreichten das Ufer, stiegen aus und wanderten, unserem Guide folgend, erst einmal etwa 6 km durch den Dschungel. Dabei orientierten wir uns nur an einem kleinen Trampelpfad. So nah waren wir dem Regenwald bis jetzt noch nicht gekommen. Es war ein super Erlebnis, sich durch Büsche und Sträucher zu schlagen, durch kleine Flüsse zu waten und von unserem Dschungelmentor auf dies und das aufmerksam gemacht zu werden. So zeigte er uns eine Schlange hoch über uns auf einem Ast liegen; Blätter, die sich bei Berührung schließen; 400 Jahre alte riesige Bäume und vieles vieles mehr. Als wir die Höhle erreichten, wurde etwa die Hälfte der Teilnehmer mit Kopflampen ausgestattet, die einzige Lichtquelle, die uns blieb.
Etwa eine Stunde dauerte der „Marsch“ durch den Berg. Wir mussten klettern, schlitterten von Fels zu Fels, bis unser Führer stehen blieb und sagte, wir sollten alle mal das Licht löschen. Wir standen in einer so absoluten Finsternis, dass man das Gefühl hatte, blind geworden zu sein.
„Finster wie im Affenarsch, fragt mich aber nicht woher ich das weiß“, flüsterte jemand direkt neben Sarah und zu ihrem Erschrecken stellte sich heraus, dass es natürlich wieder IHR Freund war, der sich da zum Idioten machte.
Von unserem Guide vorbereitet, passierten wir Stellen an denen das Wasser immer tiefer wurde, bis wir samt unserem wasserdichten Dry-Bag schwimmen mussten. So ein abgefahrenes und aufregendes Gefühl, hatten wir noch nicht erlebt. Da nur jeder zweite von uns eine Lampe hatte und es wirklich finster war, mussten wir uns tastend an engen Felswänden vorbei, schwimmend vorwärts bewegen. Das war so absolut verrückt, dass Sarah bis heute nicht glauben kann, dass sie das ohne Panikattacke überlebt hat. Es kam kein Ungetier und zog sie mit in eine tiefer liegende Höhle oder ähnliches.
„Was summst du denn da? Ist das die Titelmusik von Indiana Jones?“ wollte Sarah wissen.
Schlagartig war Ruhe.
„Oh...“, Pause.
„Ich hab gar nicht mitbekommen, dass ich das laut gesummt habe… Ich wollte nur ein bisschen Dr. Jones spielen“, murmelte Tani.
Sarah konnte förmlich hören, wie er rot anlief.
Nachdem wir eine kuppelartige Halle durchquerten, sagte Kuss (unser Guide, wir haben uns herzlichst über diesen Namen amüsiert), dass wir alle mal Richtung Decke leuchten sollten... sie war voll mit Fledermäusen. Es war Wahnsinn und die kleinen Säugetiere waren unglaublich süß anzusehen. Im Anschluss sagte unser Guide, dass wir jetzt mal nach unten leuchten sollten... gesagt, getan. Spinnen, überall SPINNEN, ca. 4 cm groß. ÜBERALL. Sarah musste sich zurückhalten, vor Ekel nicht gleich loszuschreien. Sie tippelte die ganze Zeit umher, dass auch ja Keine die Chance hatte, näher mit ihr Bekanntschaft zu machen. Dieser Schock war überwunden und überlebt. Unsere Gruppe ging weiter und machte Halt an einem großen Stein. Alle staunten und knippsten den Stein. Sarah war an der Reihe und der Ekel stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Auch diesen Anblick einer Riesenspinne überlebte sie. Nachdem sie all das überstanden hatte (beim Schreiben dieses Blogs, schüttelt sie sich noch immer), krochen wir durch einen engen Spalt im Boden hinaus in helles Tageslicht. Der Ausgang aus der Höhle wirkte für das Spektakel im Inneren sehr unauffällig, geradezu unscheinbar.
Wir wussten schon, dass unser Erlebnis nicht ganz ungefährlich war und das es so etwas in Deutschland niemals geben würde, doch erst einige Zeit später lasen wir, dass es in der Höhle regelmäßig zu Todesfällen von Besuchern kommt, die von Flutwellen überrascht werden. Erst im Jahr 2007 kam eine neun-köpfige Trekking-Truppe ums Leben.
Nach diesem abenteuerlichen Erlebnis ging es zurück zu unserer schwimmenden Unterkunft. Es gab ein fantastisches Abendessen und danach saßen wir noch lange mit den anderen Teilnehmern unserer Truppe zusammen und tauschten viele Geschichten aus.
Der nächste Morgen begann sehr früh. Der Großteil unserer Gruppe stand schon um 5 Uhr auf, um einen Sonnenaufgang zu sehen, der aber leider von einer dichten Wolkenfront verdeckt wurde. Vor dem Frühstück gab es noch eine Boots-Safari. Wir fuhren in entlegene Ecken des spiegelglatten See's und lauschten der Natur beim Erwachen. Es war ein einzigartiges Erlebnis. Nicht nur das Gezirpe der Insektenwelt und das Gezwitscher der Vögel war dabei beeindruckend, sondern vor allem das Geschrei der Gibbons, die sich über kilometerweite Entfernungen unterhielten.
„Ich spreche übrigens ein bisschen Gibbonesich“, meinte Tani. „Harry da drüben, beschwert sich gerade bei Matthias dahinten, dass Rosamunde gestern Abend zu viele gegorene Früchte gegessen hatte. Bei ihr muss es ausgesehen haben wie im Affenstall, ein völlig affisches Verhalten meiner Meinung nach. Jedes Mal so ein Affentheater mit ihr."
Stille, keiner lacht. Unkommentiert wird der Motor von unserem Longtail-Boot gestartet und schweigend fährt die ganze Truppe zurück zum Camp.
Nach einem üppigen Frühstück fuhren wir noch einmal quer über den riesigen Stausee, durchwanderten eine kleine trockene Höhle, bewunderten die berühmten drei Karstfelsen „Hin Sam Glur“. Für viele DAS Highlight auf der Tour und für uns der eigentlich ausschlaggebende Punkt, weshalb wir diese Tour gewählt hatten. Es wunderte uns nicht, dass wir das eigentliche Ziel mal wieder nicht so schön fanden, wie alles andere rings herum, mal wieder ganz im Sinne von „Der Weg ist das Ziel“. Wir stellten uns die Felsen größer und imposanter vor, es war super touristisch, so dass sich sieben Boote nebeneinander quetschten, damit alle einen Fleck von den Felsen sehen konnten. Gute Fotos schießen, war dadurch leider kaum möglich. Auf einer kleinen Insel gab es Mittag und wir sprangen alle noch einmal gemeinsam ins Wasser, bevor es zurück zu unserem Bus und damit zu unserem Hotel ging.
Diese zweitägige Tour hat uns unglaublich begeistert und uns sehr viel mit auf den Weg gegeben.
Angekommen an unserem Hotel, blieb uns nicht viel Zeit, da ein weiterer Bus schon auf uns wartete. Wir wollten weiter nach Phuket, um von dort unsere Aufenthaltsgenehmigung in Thailand auf insgesamt 60 Tage zu verlängern.
Aus Kosten- und Umwelt-Gründen entschieden wir uns mit einem öffentlichen Linienbus zu fahren. Diese Verbindung ist kein Luxus, es ist warm, voll, stickig und dauert lange, aber es ist eine günstige Variante, um von A nach B zu kommen. Der Fahrer fuhr wie ein Irrer und man wusste nicht, ob der Bus die Holperstellen überstehen oder gleich auseinander fallen würde. Für alle, die es etwas bequemer haben wollen, gibt es die Minivan-Taxis, für die man das Dreifache zahlt. Mächtig durchgeschüttelt, durchgeschwitzt und halb taub von der Hupe des Busses, die unserer Fahrer im 10 Sekundentakt betätigte, stiegen wir letztendlich nach 4 Stunden Fahrt in Phuket aus.
Wir hatten insgesamt drei Punkte, die wir in der Stadt erledigen wollten.
1. Die Aufenthaltsgenehmigung für Thailand von 30 auf 60 Tage verlängern.
2. Eine DHL-Filiale finden, um eine Adresse für ein Paket aus der Heimat zu erhalten. Wir haben uns extra für unsere Reise eine Drohne bestellt, diese kam aber leider ein Tag nach unserem Aufbruch in Deutschland an.
3. Ein Foto-/ Technik Geschäft finden, welches einen sogenannten GoPro-Dome verkauft, mit dem man fantastische Bilder halb über, halb unter Wasser schießen kann.
Gleich von Anfang an fiel uns auf, dass die Stadt sehr dreckig und teilweise sehr schäbig ist. Essen war viel teurer, als an allen anderen Orten, die wir zuvor besuchten und Abends kamen die Kakerlaken aus heftig stinkenden Gullies gekrochen. Schon Janina und Timo, unsere Bekannten aus Khao Lak, haben uns nicht viel Gutes über die Stadt erzählen können.
Der eine oder andere der diesen Blog liest ,hat mit Phuket vielleicht völlig andere Erfahrungen gemacht, doch das war unser Eindruck. Wir suchten uns ein Einkaufszentrum, um nach dem Fotoequipment zu suchen. Um Geld zu sparen und vielleicht doch noch die eine oder andere schöne Ecke der Stadt zu sehen, gingen wir zu Fuß. Tani, blöderweise ohne darüber nachzudenken, in Flip Flops. Nachdem wir hunderte von herunter gekommenen Bruchbuden passiert hatten, erreichten wir die riesengroße, moderne und neugebaute Mall.
Wir hatten das Gefühl, dass dieses völlig überteuerte „Einkaufsparadies“ nur für die Urlauber gebaut wurde. Nach gefühlten Stunden des Herumirrens gaben wir auf. Wir hatten unser so sehr begehrtes GoPro-Zubehör nicht gefunden, nur Gucci-Klamotten, Michael Kors-Handtaschen und Louis Vuitton-Zeugs. Als wir nach etwa 10 km Laufen (in Flip Flops) wieder völlig enttäuscht an unserem Hotel ankamen, hatte Tani eine dicke Fette blaue Beule am linken Ballen und konnte kaum noch laufen. Sarah bastelte kurzerhand aus einer Wassergallone ein kleines Fußbad und wir hofften, dass die Schmerzen bis zum nächsten Morgen wieder weg wären.
Wir standen sehr früh auf, da wir in die 5 km entfernte Botschaft fahren wollten. Dort hofften wir unsere Verlängerung zu bekommen. Man muss dazu sagen, dass wir kein Visum für Thailand haben, sondern nur eine Einreise-Aufenthaltsgenehmigung, die wir direkt am Flughafen in Bangkok in unseren Pass gestempelt bekommen haben. Wir hatten uns im Internet natürlich sehr zu diesem Thema belesen, doch die Meinungen und Erfahrungen gingen da sehr auseinander. Bei vielen war die Verlängerung gar kein Problem, auch ohne Visum. Andere schrieben wiederum, dass man mindestens das sogenannte „Visa on arrival“ benötigte. Daher waren wir uns nicht zu 100% sicher, ob wir die Genehmigung überhaupt bekommen würden.
Wir nahmen uns ein TukTuk, welches uns für die „kurze“ Strecke, trotz Handeln sehr überteuert vorkam und erreichten die Behörde.
Dort angekommen, sagte uns eine etwas gestresst wirkende Mitarbeiterin, dass wir uns für unseren Antrag beim „Immigration Office“ zu melden hätten. Dieses Büro befand sich 15 Gehminuten von unserem Hotel entfernt.
"Scheiß Stadt", meinte Tani völlig entnervt.
"Naja, die Stadt kann ja letztendlich nichts dafür. Es ist die Bürokratie, das Gesetz und natürlich auch dass wir uns fehl informiert haben." gab Sarah beruhigend zu bedenken.
"Ja, du hast ja absolut Recht...trotzdem...scheiß Stadt...". gab Tani knatschig zurück... "Ich will jetzt einen Lemon-Shake."
Sarah rollte nur mit den Augen und lief weiter.
Weil wir das Geld sparen wollten und es Tani´s Fuß wieder einigermaßen gut ging (er hatte dieses mal feste Schuhe an), liefen wir die Strecke zurück. Wir wollten unterwegs noch zum DHL-Store. Doch wie bisher bei allem, wurden wir auch hier von Phuket enttäuscht. Von den 5 Mitarbeiterinnen des Büros, sprach nur eine sehr gebrochen Englisch und sie konnte uns nicht weiterhelfen. Auch als wir danach direkt an DHL in Deutschland schrieben, um zu fragen, ob die eine Idee hatten, wurde uns keine Lösung für unser Problem angeboten. Wir setzten unseren Weg fort.
Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich genervt von der Stadt waren, gab es eine Sache, die uns immer wieder motivierte. Das waren die Einheimischen, die uns begegneten. Die nette, freundliche und sehr aufgeschlossene Ausstrahlung der Thais, ist so mitreisend, das wir daraus immer wieder Kraft schöpften. Wir wurden angelächelt und begrüßt. In einem Café wurde uns völlig durchgeschwitzten Ausländern, sofort ein eiskaltes Wasser hingestellt, bevor wir überhaupt etwas bestellt hatten. Uns wurde ständig Hilfe angeboten und die Menschen fragten interessiert nach woher wir kommen und wie lange wir im Land wären. Immer wieder hatten wir kurze, aber sehr schöne Erlebnisse mit den Bewohnern der Stadt. Außerdem können wir uns an vielen kleinen Dingen sehr erfreuen. So gönnten wir uns z.B. nach der Enttäuschung an der Botschaft einen frisch gepressten Limonen-Smoothie (Tani hatte seinen Willen durchgesetzt). Diese eiskalte super leckere Erfrischung gab uns die Kraft, den Weg zum DHL-Store und dann zurück zum Hotel und weiter bis zum Immigration Office zu schaffen.
Doch dort angekommen, erwartete uns die nächste Enttäuschung. In offiziellen Regierungsgebäuden ist es verboten, kurze Kleidung zu tragen. Wir, im absoluten Touristen-Modus, waren leider völlig falsch gekleidet und hatten natürlich auch keine lange Kleidung mit.
Also wieder zurück zum Hotel. Der Tag war mittlerweile schon so weit fortgeschritten, dass wir beschlossen, noch eine Nacht in unserem Hotel zu buchen und am nächsten Morgen erneut unser Glück zu versuchen. Tani´s Fuß hatte durch das viele Marschieren wieder sehr gelitten. Die blaue Beule war wieder da.
„Ich habe sie Boris genannt... Boris die blaue Ballen-Beule“, meinte Tani, als er seufzend seinen dicken Fuß in das von Sarah vorbereitete Fußbad stellte.
„Und Boris ist ein Arschloch.“
Am nächsten Morgen aufgestanden, half alles Reden von Sarah nichts, Tani wollte kein Geld für ein Taxi oder TukTuk ausgeben und die Strecke erneut laufen.
„Aber mach nicht so laut, Boris schläft gerade...“ meinte er grinsend.
Wieder am Immigration Office, reihten wir uns in die Massen der Antragsteller ein, füllten alle nötigen Papiere aus, nur am Schalter gesagt zu bekommen, dass wir für die Genehmigung eine Registrierung des Hotels benötigten. O.k., das war es jetzt wirklich, wir waren völlig genervt.
Die Gesetzeslage zum Einreisen und Verlängern des Aufenthaltes wurde im November letzten Jahres geändert, um ein sogenanntes „Border Running“ zu unterbinden. Das heißt, dass viele Reisenden einfach kurz in die Nachbarländer Thailands gefahren und wieder eingereist sind und damit erneut 30 Tage Aufenthalt gewährt bekommen hatten. Das ist nun nicht mehr so einfach.
Wir also wieder die 1,5 km zurück zum Hotel, dessen Mitarbeiter uns aber nicht weiterhelfen konnten. Sie wussten nicht (oder taten zumindest so ), wovon wir redeten.
Aaaaaalso ging es wieder zurück zum Immigration Office. Dort versuchten wir einem anderen Mitarbeiter zu erklären, dass unser Hotel uns den benötigten Schein nicht ausstellen konnte. Er schaute uns an und meinte mit einem schmierigem Lächeln, dass wir ohne den Schein keine Genehmigung bekommen würden. 95% aller Hotels würden ihre Kunden nicht registrieren und wir könnten froh sein, wenn wir die Strafe dafür nicht zahlen müssten.
Wir hatten es so satt. Alle Wege, die wir in dieser Stadt unternommen hatten, waren umsonst. Wir hatten die Nase so gestrichen voll, dass wir kurzerhand unsere sieben Sachen schnappten und mit dem Taxi zum Fährhafen fuhren. Wir wollten auf die Paradiesische Insel Koh Phi Phi, von der wir schon so viel gehört und gelesen hatten und einfach ein paar Tage ausspannen. Boris machte Tani auch wieder sehr zu schaffen und auch deswegen wäre es gut, ein bisschen Ruhe zu haben.
„Okay“, musste Tani zugeben, als er sich den Fußballen massierte. „Es war dumm, die Strecke zu laufen, wir hätten uns ein Taxi nehmen sollen.“
„Uuuund??“ hakte Sarah nach...
„Du hattest Recht“, murmelte er kleinlaut.
Sarah reckte die Arme, einem Boxchampion gleich, in die Luft; ein Konfetti-Regen ging nieder, während sie „I´am the chaaaampion“ sang. Die schönsten drei Worte, die man seinem Partner in einer langen Beziehung sagen kann. DU HAST RECHT.
Wir bestiegen die völlig überteuerte Fähre und waren nach etwa 1,5 Stunden auf Phi Phi Island.
Und es war ein Traum. Zwar ist diese kleine Insel, mit ihren gerade einmal 12,25 km² nun wirklich kein Geheimtipp, doch wir waren vom ersten Schritt an Land begeistert.
Gleich das erste Geschäft, welches uns auffiel, hatte den von uns so heiß ersehnten GoPro-Dome. Dies sahen wir als ein Zeichen, dass es wieder bergauf ging.
Wir bezogen einen kleinen, sehr einfachen Bungalow, etwas außerhalb der Touri-Straßen und begannen uns zu entspannen.
Insgesamt blieben wir vier Tage auf dieser herrlichen Insel. Wir genossen das heiße thailändische Wetter, gingen Baden und besuchten den auf einem Berg gelegenen View-Point, von dem aus man einen unglaublichen Blick über die Insel erhält.
„Wie geht es denn eigentlich deinem Fuß?“ wollte Sarah wissen.
„Boris ist ausgezogen“, meinte Tani mit einem nachdenklichen Blick.
„Na das ist doch gut oder etwa nicht?“
„Ich bin mir nur nicht sicher, ob er schon auf eigenen FÜßEN stehen kann.“
Pause (Diese kann man sich ähnlich wie in sämtlichen Filmen vorstellen, in denen jemand einen schlechten Witz macht. Ein Wüstenläufer kraucht von links nach rechts, eine Grille zirpt, in der Totenstille des Moments, hört man weit entfernt ein Baby schreien, während ein witzelnder Schlagzeuger einen Tusch spielt... „Ba dum tzzz“)
„Du Idiot“, gab Sarah schmunzelnd zurück und drückte Tani einen Kuss auf die Wange.
Zwar ist jetzt gerade Hauptsaison und es strömen Tag täglich tausende von Menschen auf Koh Phi Phi, aber davon ließen wir uns nicht weiter stören. Jede Mahlzeit nahmen wir in einem anderen Restaurant zu uns, verschlangen die herrliche Vielfalt an Speisen und beobachteten dabei das wilde Treiben auf der Straße. An einem Abend setzten wir uns auf das Dach einer Bar und genossen bei einem (oder mehreren) Bier(en) einen Film, der kostenlos auf Leinwand übertragen wurde.
An unserem letzten Tag, hatten wir eine Ganztages-Tour gebucht. Nachdem wir uns mit den anderen Teilnehmern getroffen hatten, wurden wir zu unserem Speedboat geführt. Die Tour führte uns um die Küste der kleinen Nachbarinsel, „Kho Phi Phi Leh“.
Dort machten wir Halt am Monkey Beach, fuhren zum Baden in die „Pileh Lagune“ und pausierten an der „Viking Cave“, eine Höhle, in der Wandmalereien gefunden wurden, die vom Stil den Wikingern zuzuordnen sind. Ob das tapfere Seefahrervolk aber wirklich jemals diese Höhle betreten hat, ist nicht bewiesen und wird stark bezweifelt, allerdings konnte nie nachgewiesen werden, woher die alten Bilder stammen.
In dieser Höhle, so sagte uns unser Guide Max, leben heute etwa 30 Menschen, die vom Pflücken von Schwalbennestern leben. Diese besondere Art der kleinen Vögel stellen ihre Behausungen mit ihrem Speichelsekret her. Dieser härtet aus und ist somit fest genug zum Nisten. Nach der Brutzeit werden die Nester vor allem nach China exportiert und dort gern zu Suppen verkocht, da es die Libido steigern soll oder wie uns unser Guide auf Englisch mitteilte: „Es macht große Brüste und lange Penisse, doch ich versuche das jetzt schon so lange, bis jetzt hat es nicht gewirkt.“ Es ist eine erstklassige Delikatesse, weniger des Geschmackes wegen, sondern eher auf Grund der Zubereitung, Gewinnung und der ihr nachgesagten traditionell chinesischen Heilwirkung. Ein Schälchen der Schwalbennestsuppe, dabei werden maximal 2 Nester verwendet, kostet dabei rund 100 US-Dollar. Das Sammeln dieser Nester ist oft sehr gefährlich, da die Sammler (in dieser Höhle) ohne jegliche Sicherung bis zu 70 Meter an Bambusrohren hoch klettern müssen, um zu den Nestern zu gelangen.
Betreten durften wie die Höhle nicht. Die Nester sind so wertvoll, dass Fremden, die das Gebiet der Bewohner betreten wollen, als Warnung in den Fuß geschossen wird. Wer diese Warnung übergeht, kommt nicht mehr lebend aus der Höhle heraus, so die Geschichten.
Weiter ging unsere Speedboat-Tour zu drei verschiedenen Schnorchel-Spots. Endlich konnten wir unsere Tauchmasken heraus kramen und sie benutzen. Wenn wir vor unserer Reise an Thailand dachten, dann immer ans Schnorcheln in glasklarem Wasser, doch bisher hatten wir dazu leider keine Möglichkeit. Und nun endlich war es soweit. Wir starteten unsere GoPro, um euch an unserem Unterwasserabenteuer teil haben lassen zu können und tauchten ab.
Die Stille, um uns herum, die Farbenpracht der Fische, es war der Wahnsinn. Man liegt im Wasser, schwebt dahin und vorbei kommen viele interessierte kleine und größere Meeresbewohner. Es war ein unbeschreibliches Gefühl!! Leider sind die Korallenriffe rund um die Insel zum größten Teil abgestorben, weswegen ein weiteres Ziel unserer Tour, die „Maya Bay“, auch gesperrt ist. Die kleine idyllisch gelegene Bucht wurde zum Teil für den Film „The Beach“ als Drehort benutzt. Seit dem sind täglich bis zu 10.000 (!!) Besucher an den Strand geströmt, um das Abenteuer von Leonardo DiCaprio nachzuempfinden. Die Folge war, unter Anderem, das Absterben der Korallen. Mittlerweile ist die Bucht gesperrt und wir konnten nur von Weiten einen Blick in die kleine Lagune werfen. Die Regierung Thailands hat die Sperrung immer weiter verlängert und mittlerweile auf 2024 angesetzt, damit sich das Riff erholen kann.
Nachdem wir noch einen fantastischen Sonnenuntergang auf unserem Boot erlebten, kamen wir zum letzen Highlight auf der Tour. Schnorcheln im Dunkeln mit phosphoreszierendem Plankton. Wir stiegen ins stockdunkle Wasser. Das war vor allem für Sarah mal wieder eine Überwindung. Dort mussten wir wild Paddeln, Strampeln und die Köpfe ins Wasser stecken und tatsächlich: es begann um uns herum kurzzeitig zu Leuchten. Der Plankton reagiert auf schnelle Bewegungen und Stöße, indem er kurz grün aufflackert. Ein fantastisches Erlebnis, welches wir so noch nie erlebten und niemals vergessen werden. In anderen Teilen unserer Erde kann man das in einem viel größerem Stil beobachten, aber dazu mehr, wenn wir vor Ort sind. ;) Zurück an Land, erwartete uns noch ein deftiges BBQ und kostenlose Getränke an der Bar (alles Tour-inklusive), bevor wir etwas beschwipst und überglücklich ins Bett fielen.
Der Tag war gekommen, an dem wir das wunderschöne Paradies Koh Phi Phi verlassen mussten. Wir nahmen schweren Herzens Abschied von der wahnsinnigen Aussicht unserer Unterkunft und bestiegen die Fähre nach Krabi.
Dort sind wir jetzt angekommen, haben eine super Unterkunft gefunden, in der wir es uns gut gehen lassen und mal einen Gammeltag einlegen. Ein riesengroßer Unterschied zu der Reise mit Björni ist, dass wir permanent das Gefühl haben, etwas tun und erleben zu müssen, wobei wir es im Bus genossen haben, einfach mal nichts zu tun. Wir konnten den ganzen Abend vor unserem Camper sitzen, Hörbuch hören, ein Feuer machen und innerlich zur Ruhe kommen. Jetzt, da wir uns immer nur relativ kurz in Gegenden aufhalten, die so unglaublich viel zu bieten haben, haben wir oft das Gefühl, jeder Moment in dem wir nur „faul“ herumsitzen, ist eine verpasste Gelegenheit. Wir müssen uns da ein bisschen abbremsen. Man kann das vielleicht mit einem Urlaub vergleichen an einem exotischen Ort. Man hat nur ein/zwei Wochen Zeit, um so viel wie möglich zu erleben und ist am Ende seiner freien Zeit nicht wirklich ausgeruht, weil man sich zu viel Programm aufgeladen hat. Wir haben die große Freiheit, uns Zeit lassen zu können und zu bleiben, wo es uns beliebt. Und genau dazu müssen wir uns ein bisschen zwingen.
Die ersten drei Wochen sind um und wir haben oft ein ziemliches Tempo an den Tag gelegt und haben das ein oder andere Mal gemerkt, dass wir uns zeitweise ganz schön unter Druck gesetzt haben.
Natürlich haben wir unzählige fantastische Dinge, in so kurzer Zeit erlebt, doch vielleicht kann man nachempfinden, dass es manchmal auch bedeutet, dass so eine Tour Kraft kostet.
Im Vorfeld unserer Reise haben wir oft von Langzeitreisenden gehört, dass sie total gestresst und unausgeglichen sind. Wir konnten uns das nie vorstellen, die Anderen waren ja schließlich an den schönsten Orten dieser Welt, was sollte da stressig sein? Aber jetzt, wo wir so mittendrin sind, können wir verstehen, dass so eine Reise in Stress enden kann, wenn man sich nicht rechtzeitig genügend Zeit nimmt, um anzukommen. Wir hoffen sehr, dass wir euch ein wenig darlegen konnten, was wir meinen.
Verrückt oder? Schon sind 21 Tage um. Hier in Krabi wollen wir es noch einmal erneut mit dem Immigration Office versuchen, denn (tadaaaaaa) wir haben von unserem Hotel die Registrierung bekommen. Vielleicht können wir tatsächlich noch etwas länger in diesem wunderschönen Land bleiben. Ansonsten wird uns unser Weg vorerst wo anders hinführen. Wohin genau, wissen wir noch nicht, doch wir sind zuversichtlich, dass sich alles ergeben wird. Wie unser britischer Freund Paul immer zu sagen pflegt: „The plan, is no plan“. Und ganz diesem Motto folgend, konnte uns auch das kurze Tief in Phuket, nicht die Reiselust nehmen und wir freuen uns auf weitere Abenteuer, Kulturen, Bekanntschaften und die traumhafte Natur.
Gemeinsam sind wir hier in Thailand, am anderen Ende der Welt und wir können uns nichts Schöneres vorstellen, als dieses Abenteuer zusammen zu erleben.
Liebe Grüße euer Team Tuckerbus,
Tani, Sarah und Boris die blaue Ballen-Beule.
„So, jetzt bin ich wirklich fertig, also her mit meinem Lemon-Sha... HEEEEEEEEY...“
Kommentar schreiben
Sabine (Sonntag, 19 Januar 2020 14:24)
Ein echt mitreißender und bildhafter Reisebericht��� ! Ab und an hat es mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert !��
Vivien (Sonntag, 19 Januar 2020 16:18)
Hey... Ich schreibe selbst meine Urlaubsanekdoten auf etwas andere Art und Weise, als die meisten wirklich 0815 langweiligen Blogger.
Ihr seid wirklich erfrischend und habt mich gut unterhalten ;)
War bis vor 3 Tagen 5 Wochen in Thailand und musste zwischendurch auch in Krabi meinen Aufenthalt verlängern.
Wird auch bei euch ohne Probleme klappen. ;)
Viel Spaß noch.
Liebe Grüße aus Berlin
Lonelyroadlover (Montag, 20 Januar 2020 11:00)
„Was, wir müssen schon wieder einen Blog schreiben?“ - Hahaaahaaaa, wie ich das kenne! So boah nee... eigentlich wollte ich mal entspannen und jetzt DAS! :D Und auch das mit dem Stress unterwegs kenne ich nur zu gut. Man will halt irgendwie alles sehen und kommt nie wirklich an. Das kann einen manchmal echt fertig machen. Aber eure Mühen für den Blog haben einen Sinn, denn ich habe gerade atemlos (durch die Nacht) gelesen, was ihr alles erlebt habt. Die Natur ist der Oberhammer!! Aber auch krass, dass bei der einen Tour einfach mal immer wieder Besucher sterben, weil die Flut kommt. Manchmal ist es besser, etwas auch mal NICHT zu wissen... hust.
Und so eine Scheiße wie in der Botschaft... es gibt so Aktionen, da ist der Wurm drin. Da geht ALLES schief. Ich weiß noch von einer Fahrt in einem japanischen Bus, wo ich im strömenden Regen einen Schirm vors Schienbein bekommen habe, wir nur passend zahlen durften aber kein Kleingeld mehr hatten und am Ende total lost in Kyoto waren und uns schlecht war vor Hunger, weil wir zehn Mal länger unterwegs waren, als gedacht. Natürlich in Regen und Schweiß gebadet. :D
Freue mich auf euren nächsten Bericht!
Juhuuu!
LG
Sarah