Dschungel, Strand und "One night in Bangkok"

Die ersten Tage unseres großen Asien-Abenteuers haben wir in Bangkok verbracht. Wir haben die Zeit vor allem dafür genutzt, um von unserem Hotel auf der Khao San Road aus durch die Straßen und Gassen zu schlendern, das hektisch, schnelle Leben der Einheimischen auf uns wirken zu lassen und einen ersten Eindruck von der Kultur Thailands zu gewinnen. Wenn wir diese riesige Millionen-Metropole in einem Satz beschreiben müssten, würden wir es mit "Die Stadt der Gegensätze" tun. Wir laufen einen Gehweg entlang und kommen an sehr bau bedürftigen Häusern vorbei, plötzlich steht in mitten dieser "Barracken" ein riesengroßer, ganz moderner Wolkenkratzer, direkt neben einem alten Tempel.

Man bekommt unendlich leckere Gerüche von Streetfood-Ständen um die Nase gewedelt und während man noch einen tiefen Atemzug nehmen möchte, schlägt der Duft in ekelhaften Gulli-Moder-Gammel-Nasser-Hund-Dunst um. An der einen Ecke ist das Essen extrem billig, während man an der Nächsten sehr viel bezahlt. Die einen Leute sind sehr nett und zuvorkommend, immer lächelnd und grüßend, die anderen sind verbiestert, hektisch und schlecht gelaunt. In dem einen Moment ist Tani mega gut gelaunt, freut sich seines Lebens und geht lachend durch die Welt, im Nächsten hat er einen Jetlag, ist müde, hungrig und knatschig. 

"Dir mit deiner Erkältung geht es viel viel besser", meinte Tani. "Du hast keinen Hunger und musst dich nicht entscheiden wo und was du essen willst. Außerdem riechst du die dreckigen Ecken weniger und das Beste, ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich nicht genügend trinke. Das kann dir nicht passieren, weil dir ja sowieso schon die ganze Zeit der Schädel pocht, ich bin schon bisschen neidig."

Tatsächlich bekam Sarah wenige Tage vor Abflug noch eine fette Erkältung und Anzeichen von Mund-Hand-Fuß. Die Klimaanlagen auf den Flughäfen und im Flieger haben das alles noch ein wenig voran getrieben und so fiel Sarah das Durchatmen in den ersten Tagen noch schwerer als Tani. Die Luft war an sich schon "dick" genug, aber Dank verschnupfter Nase, kam gefühlt keine Luft durch.

Nach einem Ruhetag, den Sarah definitiv gebraucht hatte, kauften wir uns Tickets für den großen Königspalast mit den dazugehörigen Tempeln. Touristen benutzen dabei einen anderen Eingang als die Einheimischen und zahlen somit, wie fast überall, mehr. Das finden wir allerdings nicht schlimm, da wir als die "reichen Touristen aus dem Westen" mehr haben, das wir geben können und wir wissen, dass wir durch unsere Eintrittsgelder unter Anderem zum Erhalt dieser fantastischen Anlagen beitragen können. Zudem kommt, dass der Besuch solcher Tempelanlagen für Einheimische oft religiöser Ursache ist.

Nach dem Finden des richtigen Einganges hieß es: Einreihen und in den laaaaangen und dicht gedrängten Einzugsmarsch der anderen Schaulustigen quetschen und in Zentimeter langen Tippelschritten vorwärts Drängeln, während man seinen Rucksack vor sich trägt, um Langfingern keine Möglichkeit zu bieten.

In den buddhistischen Tempelanlagen ist es ähnlich wie in christlichen Kirchen, Schultern und Knie sind bedeckt zu halten und die Kopfbedeckung abzunehmen. Zusätzlich ist in vielen Hallen das Tragen von Schuhen verboten.

Während Sarah sich an einer Mauer abstützt, um sich ihre Schuhe auszuziehen, läuft Tani schreiend weg.

"Alle in Deckung... Stinkefußangriff..."

Peinlich berührt muss Sarah den Wachleuten, die kein Deutsch sprechen und Tani unter den Armen zurücktragen, erklären, dass das nur ein dummer Scherz und kein Anschlag war.

Der Königspalast war kurz gesagt der absolute Wahnsinn. Es hat das prunkvolle Bild, welches wir von der Asiatischen Kultur haben, vollends bestätigt. Wir liefen zwischen goldenen Türmen und prachtvollen Hallen entlang, flanierten vorbei an Mosaik besetzen Figuren und Tempeln und bewunderten wertvolle Wandgemälde, die die Geschichte des Landes zeigten. 

Mit Worten können wir kaum wiedergeben, was durch unsere Köpfe rauschte, als wir all diese vielen exotischen Eindrücke auf uns wirken ließen. Bei all der Pracht, dem Prunk und der Ehrerbietung, die die Buddhisten für ihre Religion zeigen, konnten wir die 345 Touristen pro m² ganz gut ausblenden. Wir machten uns einen Spaß daraus an deutschen Reisegruppen vorbei zu ziehen und deren Mimik zu beobachten, wenn wir Dinge sagten wie:

"Und als ich diesen Turm entworfen habe, habe ich mich von den Machern von Dragonball inspirieren lassen."

oder:

"Ja das ist nur mein Winterpalast, im Sommer wohne ich dann etwas pompöser."

Ein ganz besonderes Highlight war für uns der Tempel "Wat Pho", in dem sich der liegende Buddha befindet. In unserer umfangreichen Vorbereitung auf die Reise, war das vor allem für Tani DIE Sehenswürdigkeit in Bangkok. Zwar quetschten wir uns hier durch noch dichtere Ströme tempelbegeisterter Urlauber, doch das war es definitiv wert. Wir standen sicherlich gute 20 Minuten an, bevor wir die Halle der 46 Meter langen und 15 Meter hohen Statue betreten konnten. 

Dann steht man vor dem golden lächelnden Antlitz Buddhas und fühlt sich unendlich klein, neben diesem beeindruckendem Monument. Während wir staunend langsam entlang der Figur liefen, kam eine kleine rundliche Thai auf uns zu, zeigte auf uns, dann auf ihr Handy. Wir dachten, wir sollten ein Foto von ihr machen, doch anscheinend waren wir mit unseren Tattoos und Piercings für sie so exotisch, wie es die Tempelanlagen für uns waren. Sie wollte kein Bild von sich allein haben, sondern ein "Selfie" gemeinsam mit uns. Sie bekam ihr Foto und ging freudestrahlend weiter, während sie uns völlig baff zurückließ.

"Gewöhn dich dran Puppe, du gehörst jetzt zu mir." meinte Tani zu Sarah, während er ihr zu nickte, seine Sonnenbrille im Zeitlupentempo aufsetzte und nach draußen stolzierte...

Nach den tausend Eindrücken und Bildern, die wir an diesem Tag sammeln und erleben konnten, führte uns unser Weg zurück zur Khao San Road, der Straße der Backpacker. Fast alle Langzeitreisenden, die ihre Tour in Thailand beginnen, starten auf dieser berühmten Straße, die gerade einmal 400 Meter lang ist. Tagsüber rollen Taxi´s und Tuk Tuk´s über den Asphalt, ein Klamotten-Stand reiht sich an den anderen und etwa 162 Masseurinnen reden dich auf offener Straße an, halten dir eine Tafel mit Angeboten direkt in dein Gesicht und versuchen ihre Dienste anzubieten. Am Abend ändert sich das Bild der Straße. Die Klamottenläden werden zu Streetfood-Ständen, Bars öffnen, überall wird laute Musik gespielt und viele viele Menschen strömen in das kleine Viertel. 

Besonders das Essen an den kleinen Fressbuden lernten wir sehr schnell schätzen. Wie viele uns schon im Vorfeld gesagt hatten, bestätigte sich auch für uns: das Asiatische Essen, welches wir aus Deutschland kennen, ist eine ganz andere Hausnummer, als das, was wir hier in Thailand verspachteln. Pah Thai ganz frisch zubereitet, Frühlingsrollen saftig und heiß, Fried Rice mit Schweinefleisch und frisch knackigem Gemüse. Noch während wir aßen, freuten wir uns schon auf die nächste Mahlzeit. 

Wir schlemmten uns von einem Stand zum Nächsten und schlossen unser Mahl mit einem frisch gepressten Orangen-Smoothie ab, der so lecker war, dass Tani auf offener Straße vor lauter geschmacklicher Wollust mit Seufzen und Stöhnen anfing, während er das erfrischende Getränk in sich hinein blubbern lies. Bei der sehr verstörten Reaktion der Touristen um uns herum, zog Sarah Tani mit knallrotem Gesicht weiter.

Den 31.12. nutzten wir für lange Spaziergänge durch die Stadt und schauten uns einen der berühmten thailändischen Märkte an, auf denen man einfach alles kaufen kann... und mit alles, meinen wir wirklich ALLES. 

Am Abend gönnten wir uns eine frische Dusche, bevor wir es uns auf dem Dach unseres Hotels gemütlich machten. Von dort oben hatten wir einen herrlichen Blick auf den Königspalast. Bei einem Bier ließen wir das letzte Jahr Revue passieren.

Was für ein aufregendes und ereignisreiches Jahr 2019 doch war. 4 Monate waren wir noch mit Björni unterwegs, sind von unserer ersten großen Reise zurückgekehrt, haben unsere Familien und Freunde endlich wieder getroffen, lebten auf einem Wagenplatz, sind wieder arbeiten gegangen und bereiteten uns auf unser neues Abenteuer vor. Und jetzt saßen wir auf dem Dach eines Hotels, am anderen Ende der Welt. Es war ein unfassbarer Moment für uns, in dem wir ein bisschen Stolz auf uns selbst verspürten. All das hatten wir gemeinsam erlebt, geschafft und gemeistert. Alleine wäre uns das niemals gelungen. Uns wurde einmal mehr klar, wie wunderschön das Leben ist, welches wir miteinander teilen.

Null Uhr rückte näher und wir mussten uns entscheiden. Entweder wir verbringen den Jahreswechsel auf dem Dach und sehen eventuell ein Feuerwerk oder wir stürzen uns ins Gewühl der Massen auf der Khao San Road und erleben die vielleicht größte Silvesterparty unseres Lebens.

Gegen Tani's sehr eindrückliches Argument "Let´s Paaaartyyyyyyyyy" fiel Sarah nichts ein, was sie hätte entgegen bringen können (sie hatte eh keine Stimme) und so stand der Plan für den Abend fest.

Gefühlt ganz Bangkok war auf 400 Metern Straße zusammengekommen. Es war der Wahnsinn, wie dicht die Leute sich aneinander vorbei drängten, um von A nach B zu gelangen. Von dem einen Ende der Straße zum Anderen, also für die vollen 400 Meter, brauchten wir etwa eine Stunde, um an einer Bühne mit DJ anzukommen. Im Vorfeld hatten wir schon gelesen, dass man mindestens eine Stunde einplanen sollte, um von "Anfang bis Ende" zu gehen. "So ein Quatsch", dachten wir, schlimmer als auf der BRN in Dresden kann es doch gar nicht sein. Doch Bangkok belehrte uns eines Besseren. Hunderte von gut gelaunten Partygästen drängten sich um uns. Wir standen so eng, dass das Knäuel, welches sich um uns bildete, einfach alles verstopfte. Uns war klar, dass wenn wir die Beine hoch genommen hätten, wir nicht gefallen, sondern einfach in der Masse gehalten worden wären. Nichts desto trotz, die Stimmung war fantastisch und einzigartig.

Es war so ein schönes und unbeschreibliches Erlebnis, mit vielen vielen fremden Menschen so harmonisch zusammen zu feiern, zu tanzen, zu trinken und sich einfach gut zu fühlen. Auf der Bühne wurde über eine Leinwand der Countdown zum neuen Jahr eingezählt. Alle Menschen zählten lauthals mit und dann...

...3... Vor uns begann ein dicker Tourist alle mit Bier nass zu spritzen.

...2... Hinter uns begannen ein paar Thai-Frauen wild zu kreischen.

...1... Wir blickten uns tief in die Augen und damit war das Jahr ganz plötzlich vorbei.

...0... Mit einem Mal war 2020. Ein neues Jahr.

Die Menschen fielen sich um den Hals, wünschten sich alles Gute und gratulierten sich, egal ob man sich kannte oder nicht. Noch nie in unserem Leben haben wir so etwas erlebt und in dem Moment wussten wir, wir hatten uns richtig entschieden. 

Am 2ten packten wir unsere sieben Sachen und verließen Bangkok mit einem Nachtbus. Thailand schaffte es, die eigentlich harmlosesten Sachen, wie eine Busfahrt, spektakulär zu gestalten. Bevor wir mit dem großen Doppelstockbus in Richtung Khao Lak und damit in den Süden starten konnten, musste der Busfahrer erst einmal zwei Vögel fangen, die tatsächlich dachten, sie könnten ohne zu zahlen mitreisen. Sie mussten sich verirrt haben, als der Fahrer die Tür geöffnet hatte, damit wir einsteigen konnten.

Bei Sprüchen wie "Die haben ja nen Vogel...", "Das waren aber schräge Vögel...", "Die sollten mal lieber zusehen, dass sie die Flatter machen..." und "Der Busfahrer ist aber echt nicht gut zu Vögeln...", die Tani dachte raushauen zu müssen, stellte sich Sarah einfach schlafend und tat so, als würde sie ihn nicht kennen.

Dann lernten wir, was es heißt in Thailand Bus zu fahren. Nicht nur, dass der Fahrer mit einem extrem rasanten Tempo fuhr, es wurde auch rechts und links überholt und ohne die Geschwindigkeit zu drosseln um die Kurve gesaust. Mehr als einmal dachten wir, dass der Bus jeden Moment umkippt. Unser Chauffeur hielt zwar ungefähr jede halbe Stunde wegen Dingen wie Pakete aufnehmen, Ausweiskontrollen, sich an Checkpoints melden und Tanken, doch für uns "Normal-Reisende" gab es in 13,5 Stunden Fahrt nur eine Pause. Das Klo, welches sich im Bus befand, war durch das Schwanken und Schaukeln ein recht schwer zu treffendes Ziel und so wie es aussah und roch, ging das nicht nur uns so.

Auf der Fahrt lernten wir ein anderes Reisepärchen kennen. Janina und Timo sind einen Tag nach uns in Bangkok gelandet, haben im gleichen Hotel genächtigt und waren jetzt auf dem Weg nach Phuket, eine Stadt , weiter südlich, als unser Ziel. Wir schnatterten ganz viel über unsere bisherigen Erfahrungen in Thailand, über unsere Erwartungen und vor allem auch Bedenken. Wir tauschten unsere Kontaktdaten, da man sich sicherlich noch einmal treffen könnte und verabschiedeten uns am Morgen voneinander.

Völlig übermüdet und kaputt erreichten wir gegen halb acht Früh Khao Lak und hatten Glück, denn unser sehr freundlicher und hilfsbereiter Hotelgastgeber machte uns schnell unser Zimmer fertig und so konnten wir schon einchecken. 

Die erste Zeit war für uns beide nicht immer ganz leicht. Wir sind ein Jahr mit unserem geliebten Björni durch Europa gereist. Das Leben im Bus macht sehr viele Dinge einfach, man muss z.B. keine Unterkünfte finden, muss nicht wirklich im Voraus planen, kann Stehen bleiben, wo es einem gefällt und ist nicht abhängig von Metropolen, Buslinien und Hotels. Gerade das wurde uns sehr bewusst, als wir immer in Städten unterwegs waren und uns die Natur sehr fehlte. Wenn wir früh aufstanden, mussten wir erst einmal schauen, wo wir ein Frühstück bekamen. Wir wussten, dass das alles nur eine Einstellungssache ist, wir schon unsere Routine finden würden und uns ganz schnell an das Leben aus dem Rucksack gewöhnen würden, trotzdem hatten wir einige schwere Momente, denn zusätzlich machte uns auch immer noch das Klima zu schaffen und durch die vielen vielen neuen Eindrücke brummte uns abends oft der Schädel.

Dennoch gefiel uns die Gegend um Khao Lak, nach der riesigen Millionen-Stadt Bangkok sehr gut. Sie war ruhig gelegen und wir erreichten von unserer Unterkunft aus einen kleinen Nationalpark namens Lam Ru. 

Das erste Mal raus aus der Stadt, das erste Mal Natur und das erste Mal Thailand, wie wir es uns vorgestellt hatten. Der Park war fantastisch. Wir schlugen uns durch wilden Regenwald, entlang eines kleinen Pfades, plötzlich standen wir an einer kleinen Bucht mit glasklarem Wasser, nur um uns wieder in den Dschungel zu stürzen. Wir genossen es unendlich, die Wildnis so unmittelbar um uns zu spüren, zu hören, zu sehen und zu riechen. Lianen, dick wie Baumstämme hingen aus dem Kronendach des Waldes bis zum Boden.

Die Luft, so heiß und feucht, kannten wir bisher nur aus den Tropenhäusern im Zoo und nach wenigen Metern waren wir beide nass geschwitzt. Die Klänge, die wir um uns herum wahrnahmen, erinnerten uns an Tani´s Einschlaf-App "Dschungelgeräusche" und er hatte erhebliche Probleme damit, sich nicht hinzulegen und einzubuzzeln. Immer wieder konnten wir durch das dichte saftige Grün des Waldes einen Blick auf das türkisgrüne Wasser der Andamanen-Küste werfen. 

Schließlich kamen wir an einen Strand mit den Namen "Small Sandy Beach", der ein Teil des Nationalparks ist. Hier sprangen wir in das 28°C warme Wasser des Meeres und genossen die herrliche Erfrischung. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Restaurant vorbei und genossen dort unter einem traumhaften Panorama ein leckeres Mittagessen, bevor es wieder zurück zum Hotel ging. Endlich merkten wir, dass wir langsam auf unserer Reise ankamen. Alle Bedenken waren fort und wir sahen unser Abenteuer in einem ganz anderen Licht. Natürlich müssen wir uns umstellen und natürlich gibt es viele Sachen, die durch unseren Bus einfacher waren, aber langsam begannen wir, all die Dinge, die uns das Reisen mit dem Rucksack ermöglichten zu sehen. Wir konnten uns schöne Unterkünfte suchen, hatten jeden Tag fließend Wasser für ein oder mehrere Duschen und ein (mehr oder weniger) festes WC, konnten jeden Tag Essen gehen und hatten immer W-LAN in unseren Unterkünften.

"Und während du dich im Pool räkelst oder dich bei einer sinnlichen Massage verwöhnen lässt, kann ich mich an die Hotelbar werfen..." meinte Tani begeistert.

"Pass nur auf, dass sie dich nicht AUS der Hotelbar werfen, bei dem ganzen Blödsinn, den du von dir gibst."

Wir verließen Khao Lak, schulterten unser Gepäck und ließen uns von einem Tuk Tuk ganze 5km weit zu unserem nächsten Hotel fahren.

Um unsere "zu Hause für ein paar Nächte" zu finden, wurde uns von vielen die App "Agoda" empfohlen. Ein Programm, um günstige Angebote im Asiatischen Raum für Hotels, Hostels und B&B´s zu finden. Vor allem Sarah hat ein Talent dafür, super Übernachtungsmöglichkeiten für uns herauszusuchen. So gönnten wir uns einen kleinen Bungalow für 19€ pro Nacht, direkt neben einem der beiden Pools in einem Resort. Zwar gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten, die deutlich günstiger sind, aber für die erste Zeit, wollten und brauchten wir etwas zum Entspannen, Ankommen und Gewöhnen ans Klima, bevor wir in einem Schlafsaal (Tani nennt es liebevoll Bettenlager) mit 97 anderen fremden Menschen um die Wette schnarchen bzw. Tani ein nächtliches Pupsduell starten kann.

Janina und Timo hatten Phuket verlassen und gesellten sich zu uns. Wir nutzten die Zeit, um wieder einmal unsere verschiedenen Erfahrungen miteinander auszutauschen. Auch die beiden hatten am Anfang ihrer geplanten 8 Wochen Reise ähnliche Startschwierigkeiten wie wir. So war es schön, für einige Tage gemeinsam Pläne zu schmieden, am Pool zu entspannen und die Strände der Umgebung zu besuchen.

Vor unserem Hotel hatten wir ein kleines angeschlossenes Restaurant, dessen einheimische Besitzerin uns von Anfang an unglaublich sympatisch war. Sie war freundlich, redete viel mit uns, half uns Thai zu sprechen und gab uns gute Tipps. So mieteten wir uns bei ihr einen Roller für 24 Stunden (für 7,50€) und fuhren viele der Strände ab, wegen denen wir die Region besuchen wollten.

"Coconut Beach" und "White Beach" sind wahrscheinlich die zwei Bekanntesten und wir genossen den weißen Sand in einer herrlichen Umgebung. Ein bisschen enttäuscht und erschrocken waren wir, als wir sahen, dass die Palmen aus ihrer natürlichen Position herausgerissen und nach vorn gekippt wurden (und somit absterben), nur damit DAS bekannte Bild des Strandes erhalten bleibt.

Das Wasser der Andamanen-Küste hat einen so hohen Salzgehalt, dass man sich einfach auf dem Rücken liegend treiben lassen kann, ohne paddeln oder untergehen zu müssen. Abends sahen wir dann eine feuerrote Sonne im Meer versinken.

Dem Tipp unserer lieben Restaurant-Dame folgend, standen wir am nächsten Morgen um halb sechs Uhr auf, bestiegen unseren Roller und fuhren zum so genannten "Mountain view", um einen schönen Sonnenaufgang zu erleben. Als es dann immer heller und heller wurde und die Sonne ihre warmen Strahlen über den Rand der Berge streckte, hatten wir einen etwas übermüdeten, aber sehr euphorischen Moment. Die warme Energie im Gesicht, Dschungel um uns herum und ein Gezirpe und Gezwitscher der erwachenden Natur. Selten haben wir einen so spektakulären Sonnenaufgang erleben dürfen. 

Gemeinsam mit unseren beiden neuen Bekannten, genossen wir am Ende des Tages noch einen schönen Sonnenuntergang am Khuk Khak Beach.

"Kuh Kack Beach? Na mal sehen ob der Sand an dem Strand auch weiß ist..." gab Tani zu bedenken.

Die Mädels liesen sich direkt am Strand durchkneten, während sich die Herren der Schöpfung ein Bier gönnten und die Zeit der Ruhe nutzten, um Fotos vom Sonnenuntergang zu schießen.

So waren ein paar schöne gemeinsame Tage schnell vorbei und wieder einmal packten wir unsere Rucksäcke. Das Packen macht uns immer sehr viel Spaß, zumal wir langsam eine gewisse Routine entwickeln. Wir machen uns Musik an, tanzen durch unsere Unterkunft, während wir nach einem immer besser werdenden Prinzip unsere Rückentüten füllen. In der Zeit reden wir meist noch einmal über das Erlebte und sind neugierig und gespannt auf das Kommende.

Wieder einmal half uns unsere Gastwirtin, indem sie uns einen Bus zu unserem nächsten Ziel buchte. Der Khao Sok Nationalpark, von dem wir sehr viel erwarteten.

Der Bus fuhr uns etwa anderthalb Stunden bis zum Rand das Parks. Wir stiegen aus, liefen ein paar hundert Meter als Tani auf sein Handy schauen wollte, um die Unterkunft zu suchen. Plötzlich sah er Sarah mit großen panischen Augen an. Das Telefon war in der Hektik des Ankommens im Bus liegen geblieben.

Ohne große Hoffnung rannte er zurück zum Busstop, wo der Minivan uns abgeliefert hatte. Normalerweise düsen die Personenlieferanten gleich weiter zum nächsten Einsatz, doch wir hatten extremes Glück. Der Busfahrer hatte tatsächlich am gegenüberliegenden Parkplatz noch ein Päuschen eingelegt und so hatte Tani sein Handy wieder.

Danke Timo für das schöne Bild.
Danke Timo für das schöne Bild.

"Du kaufst dir extra für die Reise ein neues, schweineteures, riesengroßes, sau schweres Handy, welches man eigentlich überhaupt nicht übersehen und vergessen kann, nur um es nach ganzen 10 Tagen in einem Bus liegen zu lassen?" wollte Sarah gereizt wissen.

"Ich dachte ich versuch's mal mit ein bisschen Adrenalin...” meinte Tani keuchend und sich die Seite haltend, "Wird in Actionfilmen doch ziemlich überbewertet und ist garnicht mal so geil."

Wir erreichten unsere neue Unterkunft direkt am Rande des Nationalparks, das "Nung House". Sarah hatte sich mal wieder selbst übertroffen. 

Unser "Zimmer" war ein Baumhaus. Als wir bemerkten, wo wir übernachten durften, fingen wir beide an zu grinsen. So etwas Abgefahrenes haben wir noch nicht erlebt. Auf vier hohen Steinsäulen wurde eine kleine Holzhütte, samt Bad und Balkon gebaut. Ein wunderbar bequemes Bett mit Ventilator wartete dort schon auf uns. Unsere Unterkunft liegt herrlich im Grünen zwischen Flüssen, Bergen und freilebenden Affen, weswegen wir die Fenster nicht offen lassen dürfen, wenn wir unser Baumhaus verlassen. Die erste Nacht war schon der Wahnsinn. Wir spannten das erste Mal unser, bis dahin jungfreuliches Moskito-Netz und genossen eine Nacht voller Dschungelgeräusche. Da die dünnen Bretter, welche die Wände unserer Unterkunft waren, nicht wirklich irgendetwas wegfiltern, hatten wir das Gefühl wirklich MITTEN im Dschungel zu schlafen, so laut wie wir die Geräusche wahrnehmen konnten.

Hier im Khao Sok Nationalpark sind wir uns wirklich bewusst, dass wir in Thailand, einem Land auf der anderen Seite unserer Erde, sind. Uns wird klar, wie weit wir eigentlich von Zuhause weg sind und wie abgefahren es ist, nun endlich endlich dieses Abenteuer zu Leben. Die nächsten Tage werden sehr spannend, da wir eine wunderschöne Tour, mit Übernachtung im Park gebucht haben, doch davon erzählen wir euch dann das nächste Mal. Schließlich ist der Blogeintrag schon lang genug :)

 

Bis dahin erst einmal liebe Grüße vom Team Tuckerbaumhaus

Tani und Sarah.

Anhang:

(Aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, um die Spannung Thriller- Roman gleich ins Unermessliche zu steigern...)

Während die Beiden in der Unterkunft sitzen, ein kühles Getränk genießen und Tani wie wild auf die Tastatur einhämmert, um den Blog fertig zu bekommen, reißt Sarah mit einem Mal panisch die Augen auf und fängt vor inbrünstiger Angst an zu stottern.

"D... Du... a... aa... als ich vorhin G...Geld geholt hab... ... ... habe ich unsere Kreditkarte stecken lassen..." wird ihr schlagartig bewusst.

"Du hast WAS?" ruft Tani laut aus.

Er schnappt sich seinen Ausweis und rennt zu dem besagten Geldautomaten, der direkt neben einem Tourismus-Büro steht. Panisch fragt er nach, ob die Dame hinter dem Tresen helfen und die zuständige Bank anrufen könnte, um nachzusehen, ob die Karte eingezogen wurde oder sie für immer weg ist. Gelassen greift die Tourismusbeauftragte unter ihren Schreibtisch und zieht die für die Reise so unendlich wichtige Kreditkarte hervor und händigt sie Tani aus.

Zurück im Hotel legt er die Karte der immer noch geschockten Sarah vor die Nase.

"Ich hole mir eine Kreditkarte, damit du dir schweineteures, riesengroßes, sau schweres Zeugs kaufen kannst", meint Tani, Sarah´s belehrende Stimme imitierend, "nur damit du sie nach ganzen 10 Tagen in einem Automaten stecken zu lässt?"

Ein leichtes Lächeln umspielt Sarah's Mund. "Ich dachte" meinte sie, "ich versuche es mal mit ein bisschen Adrenalin..."

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Kommentare: 2
  • #1

    Lonelyroadlover (Sonntag, 12 Januar 2020 19:39)

    Huhu ihr Lieben!
    Ich habe gerade sowas von gegröhlt und geschlottert (wegen des Handys und der Bankkarte!) - das hätte sowas von ich sein können. Drama pur und Adrenalin pur mit jeder Menge Blödsinn. :D Ich liebe eure Storys. So schön offen und ehrlich. Menschlich. Jeder Mensch pupst mal. Selbst ein Reiseblogger. :D Ich bin übrigens in euer Baumhaus verliebt.
    Und dass die Umstellung mit Björni schwer war, glaube ich euch. Das ist einfach eine ganz andere Art zu reisen und sowas kann einen am Anfang echt mal runterziehen. Aber ihr macht euer Ding...!
    Liebe Grüße (mit fetter Erkältung und nur noch 3 Wochen to go zum nächsten USA Trip),
    Sarah

  • #2

    Gabi & Klaus (Donnerstag, 16 Januar 2020)

    Vor gar nicht allzu langer Zeit noch Weihnachten in Deutschland mit der Familie verbracht und jetzt lebt ihr Eu're zweite große Reise an Orten die man nur aus Sagen oder Mythen kennt. Ja, scheinbar gibt es das Paradies doch und Ihr seid mittendrin. Wir dürfen wieder einmal per Videoclips, Bildern und Audio an der Erkundung der Natur, der Tierwelt, Euren Freuden und Ängsten teilhaben. Das im Bus liegen gelassene Telefon vom 'Chef und die im Geldautomaten stecken gelassene Karte der 'Finanzministerin' bleiben hoffentlich der einzige Fauxpas und hat sicher seine Ursache in dem wohlschmeckenden Bier, aber bei ständig 35 Grad muß ja viel getrunken werden��.
    Wir haben alle Verständnis und kennen Euch nur zu gut. Die einzigartige Höhlenwanderung und die Übernachtung in Baumhäusern und in schwimmenden Hütten bei atemberaubenden Sonnenauf-und untergängen haben Euch mit Sicherheit dafür entschädigt.
    Wir sind sehr gespannt auf die neuen Abenteuer, die Ihr in den nächsten Wochen bestehen werdet und wünschen ganz viel Freude und einzigartige Erlebnisse.