Wir verließen Kroatien und passierten die Grenze in unser neues Abenteuer ohne Probleme. Um auf den Autobahnen und Schnellstraßen Sloweniens fahren zu dürfen, benötigt man eine Vignette und diese sollte man sich auch zulegen, denn Kontrollen sahen wir an vielen Abfahrten. So eine Plakette ist immer für einen bestimmten Zeitraum gültig und so mussten wir uns entscheiden, wie lange wir uns in dem Land aufhalten wollten. Für 15€ kauften wir eine für sieben Tage. Damit war unsere Zeit in Slowenien begrenzt. Als wir den Aufkleber hinter der Windschutzscheibe angebracht hatten, starteten wir gemeinsam mit Adrien in Richtung Ljubljana. Die Hauptstadt liegt ziemlich zentral und sollte unser erstes Ziel sein, da wir von dort aus alles andere, das wir uns vorgenommen hatten, gut erreichen konnten.
Mit etwa 280.000 Einwohnern ist sie ein recht kleines Regierungszentrum, doch bekam sie 2016 den Preis der grünsten Hauptstadt Europas. Wir schlenderten durch die wunderschönen alten Gassen der Innenstadt und bestiegen den Burgberg, von dem aus wir einen unglaublich schönen Blick über die ganze Stadt hatten. Es war fantastisch.
Die vielen Häuser, die sich direkt an den Hängen von schneebedeckten Bergen säumten, lagen uns zu Füßen. Das Wetter war zwar etwas kühl, aber die Sonne schien und es war ein herrlicher Tag. Nach dem Abstieg machten wir uns auf den Weg zur Drachenbrücke. Der Drache ist nach einer alten slowenischen Sage das Wappentier der Hauptstadt.
„Warum machst du denn jetzt ein Foto von mir und nicht von der Brücke?“, wollte Sarah wissen.
„Naja man sagt, dass man Ljubljana erst dann wirklich besucht hat, wenn man ein Bild vom Drachen geschossen hat... und jetzt lächel mal...“ antwortete Tani grinsend
Anschließend aßen wir noch eine Kleinigkeit, sahen dem Treiben der Stadt zu, schlenderten zurück zu unseren Autos und lösten unsere Reisegruppe für den Abend auf. Da das Team Tuckerbus gesundheitlich etwas angeschlagen war und die Nacht wieder Minusgrade angesagt waren, beschlossen wir uns in einem B&B einzuquartieren, die heiße Dusche zu nutzen und uns im Warmen gesund zu schlafen. Adrien hingegen wollte sich eine Übernachtungsstelle etwas außerhalb suchen, wo wir ihn am nächsten Tag wieder treffen würden.
So genossen wir am Abend eine heiße, unendlich wohltuende Dusche, nutzten das vorhandene Internet, um unseren letzten Blog hochzuladen und schliefen ruhige 28.800 Sekunden in einem warmen weichen Bett. Als wir am nächsten Morgen frisch und munter die Unterkunft verließen, fühlten wir uns zwar noch nicht zu 100% wieder hergestellt, aber schon viel viel besser.
Adrien schickte uns seinen Standort und nach einer kurzen Fahrt trafen wir uns im Racov Skocjan Naturreservat. Dort wollten wir ein wenig spazieren gehen und zwei, von dem Fluss Rak geschaffene, natürliche Steinbrücken besichtigen. Der Park war fantastisch. Verwilderte, verschlungene Wege führten zu Höhlen und Tunneln. Außer dem Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen des Flusses war nichts zu hören und wir genossen das warme Sonnenlicht, welches uns durch das schon grüne Blätterdach ins Gesicht schien.
Wiedereinmal waren es eher die Wege zum Ziel, die wir viel interessanter und spannender fanden, als die eigentliche Sehenswürdigkeit. Wir waren sehr froh, dieses magische kleine Tal, das seit 1949 ein Naturreservat ist, besucht zu haben.
Da der Tag noch jung war, beschlossen wir gleich weiter zu unserem nächsten Ziel zu fahren. Die Höhlenburg Predjama. Die im 12. Jahrhundert entstandene Burg, die in das riesige Portal eines Höhleneinganges gebaut wurde, ist noch sehr gut erhalten und gibt ein sensationelles Bild in einer wunderschönen Umgebung.
Der Eintritt war uns leider zu teuer, doch genossen wir in einem nahegelegenen Cafe den unglaublichen Ausblick mit einem koffeinhaltigen Heißgetränk. Wir lasen etwas über die sehr spannende Geschichte der Burg nach und erfuhren etwas über den bekanntesten Burgherren. Der Raubritter Luegg, der innerhalb der Mauern einer Belagerung von über einem Jahr standhielt und sich über viele geheime Tunnel innerhalb des Berges versorgen konnte, bevor er mit Hilfe eines verräterischen Dieners bezwungen wurde.
„Siehst du, wenn ich das nächste Mal abwaschen soll, dann verschanze ich mich einfach in der Burg“, sagte Tani lachend.
„Dann leg dir aber lieber keine Diener zu“, zwinkerte Sarah ihm zu.
Wir stiegen wieder in unsere Autos und fuhren in Kolonne eine schöne Stelle für die Nacht an. Jedenfalls versuchten wir es. Ein Platz in den Bergen sollte unser Ziel sein. Von dort war am nächsten Tag eine Wandertour geplant, doch wir bemerkten recht schnell, dass es immer kälter und kälter wurde. Unsere Wetterapp sagte uns -4 Grad für die Nacht voraus. Da uns spontan immer noch keine Heizung im Björni gewachsen ist und auch Adrien in seinem Auto Gordon keine hat, beschlossen wir die Berge wieder zu verlassen und eine etwas wärmere Stelle für die Nacht zu finden.
Fündig wurden wir an einer Therme, die mitten im Nirgendwo stand. Der Parkplatz des Badehauses durfte auch von Wohnmobilen und Campern benutzt werden und so parkten wir unsere Gefährten und nahmen gleich noch ein entspannendes heißes Bad in einem Whirlpool.
Ein weiteres Wohnmobil traf am Abend auf dem Platz ein und wir erkannten es sofort. Auf unserem Stellplatz in Athen und bei den heißen Quellen in der Nähe von Lamia hatten wir es schon einmal gesehen. Es war ein junges französisches Paar, die seit sieben Monaten zusammen Europa bereisen. Man kam schnell ins Gespräch und sie stellten sich als Laure und Sylvain vor. Und so gesellte sich zu Björni und Gordon noch Gandalf hinzu. Als wir nachfragten, wie sie denn auf den Namen ihres Autos gekommen sind, erklärten sie uns, dass ihr Wohnmobil magisch sei. Tani´s Idee den Camper auf einer Brücke quer zu stellen und ein Schild aufzustellen mit den Worten „Du kannst nicht vorbei!“ wurde (leider) nicht umgesetzt, da keiner der anderen den Witz wirklich lustig fand. Wir alle verstanden uns so gut, dass wir beschlossen die Wanderung am nächsten Tag gemeinsam zu bestreiten.
Gesagt, getan. Nach einem gemütlichen Frühstück machte sich unsere Camper-Karawane auf in Richtung des Parkplatzes, den wir am Abend zuvor schon erreichen wollten. „Mist“ meinte Tani „Hätten wir gestern hier unser Bier vergraben, hätten wir jetzt eins von Mutter Erde gekühltes Wanderbier.“ … „Hättest du am Abend zuvor nicht das ganze Bier leer getrunken, hättest du jetzt gekühltes Bier aus der Kühltruhe“, konterte Sarah.
Vom Parkplatz aus starteten wir unsere Wanderung zur größten Hirten-Alm von Slowenien. Dieses Gebiet, das vor allem von Juni bis September von den einheimischen Hirten für ihre Herden genutzt wird, ist ein touristisches Zentrum und zieht jedes Jahr Tausende von Schaulustigen an. Doch als wir die Hochebene erreichten waren die Hütten zugeschneit und verlassen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
Es war eine herrliche Wanderung (auch ohne Bier), vorbei an den kleinen Holzhütten, die sich in ruhiger Schönheit vor einem fantastischen Bergpanorama überall verteilten, weiter in einen verschneiten Winterwald, der uns mit seinem stillen Zauber faszinierte bis hin zum Gipfel eines kleinen Berges, auf dem wir kurz rasteten und einen Schneemann bauten.
Es wurde viel geredet und so lernten wir uns besser kennen. Wir alle fühlten uns in unserer kleinen Truppe so wohl, dass wir beschlossen auch die nächsten Tage gemeinsam zu reisen. Und so fuhr unsere Deutsch-/ Französische Kolonne zu einem kleinen Nachtplatz, an dem wir mit Adrien schon ein paar Tage zuvor Halt gemacht hatten. Der Schotterplatz, direkt an einem kleinen See, eignete sich perfekt zum Übernachten und so verbrachten wir den Abend alle gemeinsam im Wohnmobil von Laure und Sylvain, spielten Karten und lachten viel.
Den nächsten Morgen begannen wir bei herrlichstem Sonnenschein mit einem heißen Kaffee und einem guten Frühstück mit Blick in die wundervolle Natur.
Dieses Land hat es uns wirklich sehr angetan. Nicht nur die Landschaft, die uns mit ihren rauen Bergen, grünen Wiesen und den türkisblauen Bächen und Flüssen in seinen Bann zog, uns fiel außerdem auf, wie sauber dieses Land ist.
Es war ein Genuss nach den teilweise unzumutbaren Müllansammlungen der vorherigen Länder, hier die Natur ohne Plastikabfall an jeder Ecke genießen zu können. Wenn wir dichte saubere Wälder durchfuhren, die plötzlich aufbrachen und uns einen weiten Blick über Hügel und vereinzelte kleine Dörfer boten, wenn wir an großen Höfen vorbeifuhren, an denen die Menschen frisch geschlagenes Holz zu großen Stapeln auftürmten oder wenn wir glasklare Bergseen passierten, die sich mit einem donnernden Rauschen in einem Wasserfall ergossen, kamen wir ins Schwärmen.
Wir träumten davon, mehr Zeit für Slowenien zu haben, um es zu Fuß zu erkunden und seine Kultur und die Menschen besser kennenzulernen. Eine Woche reicht dafür leider nicht aus.
Unser gemeinsamer Weg mit den Franzosen führte uns zum Lake Bled, der ein absolutes Sinnbild für die Schönheit des Landes ist.
Der nach dem Kurort Bled benannte See ist mit einer Länge von 2.1 km, einer Breite von 1.4 km und einer Maximaltiefe von 30 Meter recht überschaubar. Die kleine darin gelegene Insel, mit der darauf befindlichen Marienkirche, ist ein bekanntes Fotomotiv.
Wir spazierten um den gesamten See und genossen dabei das herrliche Wetter, welches uns die Gerüche des Frühlings brachte.
An diesem Abend fanden wir eine kleine Stelle, an der wir für unsere drei großen Autos Platz hatten. Es war die erste Stelle, die wir in Slowenien als unseren Nachtplatz auserkoren hatten, an der ein wenig Müll herumlag. Also zogen wir unsere Handschuhe an und alle zusammen säuberten wir den Platz, bevor wir es uns wieder im warmen Wohnmobil der Franzosen gemütlich machten. Gemeinsam wurde gekocht und anschließend spielten wir Karten, da fiel uns auf, dass jemand mit einer Taschenlampe um unsere Autos schlich.
Es war die Polizei. Der Beamte erklärte uns freundlich, dass das Übernachten an diesem Ort nicht erlaubt sei, er aber unter der Bedingung, dass wir keinen Müll hinterlassen und am nächsten Morgen bis 7 Uhr aufbrechen, ein Auge zudrücken könnte. Als wir ihm dann erzählten, dass wir den Platz sogar gesäubert hatten, freute er sich und meinte, dass wir einen Pluspunkt bei ihm hätten. Er wünschte uns noch einen schönen Abend und überließ uns unserem Spieleabend.
Am nächsten Morgen klingelte dreiviertel sieben unser Wecker. So früh waren wir seit unserer Fähre nach Frankreich nicht mehr aufgestanden. Wir reckten unsere müden Köpfe aus den Vans, streckten unsere Knochen, wünschten uns grummelnd alle miteinander einen „Guten Morgen“ und fuhren direkt los zu unserem nächsten Ziel, dem Lake Bohinj. Als wir den großen Parkplatz am Ufer des See´s erreichten, bemerkten wir unser Glück. Noch waren die Schranken offen und der Platz kostenlos, erst zwei Tage später würde man bezahlen müssen und dürfte auch nachts nicht stehenbleiben.
An einer passenden Stelle parkten wir unsere drei bereiften Wohnungen nebeneinander. Sylvain verabschiedete sich vorerst von uns, denn er musste sich noch einmal hinlegen, da ihm das frühe Aufstehen nicht so recht bekommen war. Die restliche Reisegruppe setzte sich in die immer wärmer werdende Sonne und startete den Tag mit einem herrlichen Frühstück im Freien mit einem heißem Topf voll dampfenden Kaffee's.
Die Sonne stieg auf und vertrieb den Nebel, der sich über dem See gesammelt hatte. Es war ein atemberaubendes Spektakel. Er strahlte solch eine unglaublich friedliche Ruhe aus. Gemeinsam mit Adrien bestiegen wir einen nahen Hügel und wurden mit einem großartigen Blick über die Umgebung belohnt. Der Lake Bohinj erstreckte sich ganz friedvoll vor uns und wir genossen die Ruhe, die wir dort oben hatten.
Den restlichen Tag nutzten wir um uns zu entspannen. Wir ließen in der Sonne unsere Seelen baumeln, spielten Mjölki, unterhielten uns viel, Tani bekam seinen ersten Sonnenbrand des Jahres und Sarah nahm sich Zeit für Yoga.
„Ich kann auch eine Stellung“, sagte Tani voller Tatendrang und tat, als würde er vor einem Spiegel sitzen und sich die Haare machen... „Diese Stellung nennt man die Sarah“, meinte er prustend vor lachen.
„Und die hier“, meinte Sarah, während sie eine imaginäre Bierdose in der Hand hielt, sich am Hintern kratzte und laut rülpste „...ist der Tani!“. Alle lachten, außer Tani, der in seiner pantomimischen Geste innehielt und rot anlief.
Es war ein unglaublich schöner Tag gemeinsam mit unseren französischen Freunden, den wir am Abend wieder einmal alle zusammen mit einem Essen und einem Spieleabend abgerundet hatten.
Am nächsten Morgen begrüßte uns der See in seiner schönsten Pracht – spiegelglatt und das inmitten dieses Ambientes, zwischen hohen schneebedeckten Bergen. Es war ein unglaubliches Bild, die riesigen Berge der Umgebung als Spiegelung auf dem Wasser zu sehen.
Nachdem wir unseren heißgeliebten Morgenkaffee auf einer kleinen Bank direkt am Ufer des Sees genossen hatten, hieß es Abschied nehmen von Laure und Sylvain. Ihr Weg führte sie weiter nach Österreich, während wir mit Adrien noch ein paar Tage Slowenien genießen wollten, bevor sich auch unsere Wege trennen würden. Es war nach so kurzer Zeit mit den beiden dennoch ein sehr herzlicher Abschied. Wir haben uns sehr gefreut euch und euer unendlich gemütliches Wohnmobil Gandalf kennengelernt zu haben und wir hoffen, dass euch euer Weg vielleicht doch noch mal nach Dresden führt. Auf ein baldiges Wiedersehen und wir wünschen euch immer eine unfallfreie Fahrt.
Den Rest der Reisegruppe „Morgentau“ verschlug es in die Nähe von Tolmin, am Rande des Triglav Nationalsparks.
Wir hatten uns noch ein paar Ziele rausgesucht, bevor unsere Zeit in Slowenien vorbei war. Eines davon war der kleine Park „Tolmin Gorges“. Nahe der Stadt Tolmin schlängelt sich der kristallklare Fluss Tolminika durch einen kleinen Canyon, vorbei an wunderschönen und verwachsenen Gesteinsformationen. Der Rundweg führte uns ca. 1 Stunde genau dort entlang, es war ein sehr schöner Spaziergang.
Von der freundlichen und hilfsbereiten Kassendame am Eingang des Parks wurde uns eine Panorama-Straße zu unserem letzten Ziel empfohlen. Ein Fahrt durch traumhafte Landschaft verzauberte uns, wie am ersten Tag in diesem Land. Hier und da machten wir Halt, schossen Fotos, gingen spazieren und sogen die fantastischen Ausblicke geradezu in uns auf. In der Rangliste unserer bisher bereisten Länder steht Slowenien definitiv ganz weit oben.
„Erinnert mich ein bisschen an die unendliche Geschichte“, meinte Sarah.
„Ja klar, ich bin der schneidige und mutige Atréju und du die alte Morla.“, erwiederte Tani daraufhin lachend.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir einen kleinen Campingplatz. Das Kamp Koren war wundervoll naturnah belassen. Außerdem, dank der Nebensaison, fast völlig leer. Wir parkten unsere Autos und beschlossen den Tag ruhig ausklingen zu lassen und erst am nächsten Morgen zu unserem letzten Ziel aufzubrechen, welches wir vom Camp aus zu Fuß erreichen konnten. Der Slap Kozjak Wasserfall. Im Internet und an der Info des Campes hatten wir nicht nur wunderschöne Fotos dieses Naturspektakels gefunden, sondern auch viele Empfehlungen und Berichte des traumhaften Weges bis dahin. Gespannt schulterten wir unseren Rucksack und zogen los. Ein kleiner Pfad führte uns, vorbei an einer hohen Hängebrücke, die über den türkisblauen Fluss Kozjak führte.
Dem Weg folgend gelangten wir immer tiefer und tiefer in den djungelartigen Wald. Wir erreichten einen kleinen Wasserfall und waren etwas enttäuscht. Das wilde Wasserspektakel, welches wir uns durch die Berichte vorgestellt hatten, sah hier völlig anders aus. Eher klein und versteckt, sodass man kaum ein gutes Bild machen konnte. Nach zehn Minuten fotografieren und filmen bemerkten wir allerdings, dass wir vor dem falschen Wasserfall standen und zogen uns etwas peinlich berührt zurück und folgten dem eigentlichen Weg weiter.
Der Pfad wirkte abenteuerlich und erinnerte uns (wieder einmal) an Indiana Jones Filme. Die Titelmusik des Klassikers summend ging Tani mutig voran. Über kleine Holzpfade am Rand des Felsens erreichten wir die Höhle, in der sich der Wasserfall befand und waren sprachlos.
Über Jahrtausende hinweg hatte die Kraft des Wasser eine kleine Halle in das Gestein gespült.
Dort sammelte sich das herabfallende Wasser in einem kleinen grünen Becken und wir waren uns sicher, dass hier nachts kleine Feen zum Baden herkommen. Es war traumhaft, fantastisch und atemberaubend. Auf unserer Reise haben wir schon etliche Wasserfälle gesehen, aber dieser ist der mit Abstand Schönste von allen. So etwas haben wir noch nicht erlebt und es war ein sehr passender und gelungener Abschluss für unsere Tour durch Slowenien.
Wir schlenderten zurück zu unserem Camp, an dem wir unseren letzten gemeinsamen Abend verbringen würden. Adrien hatte noch ein bisschen mehr Zeit zum Reisen und ihn verschlug es über Ungarn nach Rumänien. Unsere Zeit hingegen neigt sich leider langsam dem Ende und so war unser Plan, von Italien, über Österreich nach Deutschland zu fahren.
Gemeinsam aßen wir Abendbrot und redeten viel über unsere letzte Zeit. Einen Monat sind wir zusammen gereist. Einen Monat voller schöner Erlebnisse, Spaß und Abenteuer.
Es war eine wirklich unvergessliche Zeit und umso schwerer fiel uns der Abschied am nächsten Morgen. Nach so langer Zeit gemeinsam unterwegs, haben wir uns sehr gut kennengelernt und haben als ein super Team funktioniert. Auf unserer bisherigen Reise haben wir sehr viele wirklich tolle Menschen kennengelernt und sind mit einigen auch eine Zeitlang gemeinsam gereist, doch mit keinem waren wir so lange „on the Road“ wie mit Adrien.
Als wir uns schweren Herzens voneinander verabschiedeten und losfuhren, hatten wir ein komisches Gefühl. Es war seltsam, nach einem Monat das erste Mal wieder alleine und nicht in Kolonne zu fahren. Am Abend fanden wir in unserem Herd versteckt eine unglaublich schöne und sehr persönliche Karte von Adrien, der uns auf diesem Wege noch einmal „Auf Wiedersehen“ sagte.
Es war sehr schön, dich kennengelernt und so einen langen Teil unserer Reise mit dir zusammen erlebt zu haben. Wir wünschen dir von Herzen alles alles Gute auf deiner weiteren Reise und hoffen, dass unser Plan klappt und wir uns schon bald wiedersehen. Bis dahin, dir weiterhin viele Erlebnisse, Abenteuer und ab und zu „Beer Time“... Danke für diesen schönen Monat!!
Es sollte noch drei große verbleibende Ziele auf unserem Weg zurück nach Deutschland geben. Venedig, Gardasee und Comoer See... Unser erster Halt sollte die schwimmende Insel sein.
„Wusstest du, dass diese Insel der Traum eines jeden Pflegepersonals ist?“ wollte Tani wissen.
„Warum denn das?“ fragte Sarah neugierig.
„Naja ganz einfach... Blut nimmt man am besten aus einem großen Blutgefäß ab, aus einer „Vene dick“.... logisch oder???“ ...KLATSCH
Sarah sah sich nach diesen Worten wild um: „Puh den flachen Witz hat zum Glück keiner gehört...“
Adrien empfahl uns einen günstigen Wohnmobil-Stellplatz mit Toiletten und Duschen direkt vor der kleinen Insel. Diesen wollten wir uns ansehen und beschlossen direkt, für zwei Tage zu bleiben. Laut unserer Wetter-App sollte es jetzt acht Tage am Stück regnen mit einer Unterbrechung von 1 ½ Tagen, diese wollten wir nutzen, um Venedig zu besuchen. Am ersten Tag nahmen wir den Bus für drei Euro pro Person und erreichten die Gondelstadt, die ursprünglich auf über 100 kleinen Inseln erbaut worden war. Stundenlang schlenderten wir durch die süßen kleinen Gassen, staunten über die einzigartige Architektur, passierten kleine Brücken und beobachteten das Treiben auf den kleinen Kanälen.
Tani war als Kind schon einmal hier, konnte sich aber kaum noch daran erinnern. Stunde um Stunde spazierten wir durch Venedig und konnten uns gar nicht sattsehen. Zwar waren viele der Häuser baufällig oder benötigten mal einen neuen Anstrich, aber das tat dem Reiz der Stadt keinen Abbruch. Glaubte man, sich nach ein paar Stunden grob auszukennen, bemerkte man im nächsten Moment, dass man die Orientierung verloren hatte. Venedig ist wie ein riesengroßes Labyrinth und hat man keine Karte, hat man auch keine Chance sich binnen von wenigen Tagen zurecht zu finden. Nicht selten dachten wir „Ach, hier sind wir doch schon gewesen“, bog man um die Ecke und sah, dass man wieder an einem Ort ist, den man bisher noch nicht gesehen hatte.
Auf dem Rückweg zum Camp entschieden wir uns die Brücke zu nehmen und zu laufen. Leider hatten wir nicht nur die Länge der Landverbindung unterschätzt, sondern hatten auch das Problem, dass man, bedingt durch Autobahnen und Kanäle, unseren Stellplatz nicht so ohne weiteres zu Fuß erreichen konnte. Kaputt und erschöpft vom Tag bemerkten wir, dass wir einen 8km langen Umweg einlegen mussten, um unser Lager zu erreichen. Völlig erledigt, mit schmerzenden Knochen erreichten wir abends unseren Björni und waren froh, unsere geschundenen Füße und Beine unter einer heißen Dusche entspannen zu können. Fast 25km hatten wir an diesem Tag auf Asphalt zurückgelegt. Sarah hatte klugerweise ihre Wanderschuhe angezogen, doch Tani wollte sich mal wieder nicht belehren lassen und musste nun fühlen. ;)
„Was kann ich denn dafür, wenn du uns so irre geleitet hast?“ meinte Tani schmollend.
„Ich wollte den Bus nehmen oder nach dem Weg fragen, du bist voraus gestiefelt und meintest dich anhand der Sterne orientieren zu können.... und das um 17 Uhr...“
Die Strecke spürten wir auch noch deutlich als wir am nächsten Morgen aufstanden.
„Heute würde ich uns mal eine Route aussuchen“, meinte Tani und bekam zur Antwort ein Kissen ins Gesicht geworfen.
Für diesen Tag hatten wir uns vorgenommen mit dem Boot zu fahren. Gleich in der Nähe des Stellplatzes fuhr eine kleine Fähre für 24€ (Hin- und Rückfahrt) nach Venedig.
Dort angekommen, schlenderten wir durch die Gassen bis zum Markusplatz, der wohl neben der Rialto Brücke zum bekanntesten Wahrzeichen der Stadt zählt. Die Touristenmassen, durch die wir uns schon am Vortag wühlen mussten, erreichten hier ihren Höhepunkt. Tausende von Menschen standen dicht gedrängt auf dem eigentlich wirklich schönen Platz und versuchten einen guten Schnappschuss zu erhaschen, doch dies war fast unmöglich.
Mit einem 24 Stunden-Bootsticket für 20€ pro Person, konnten wir einen Tag lang jedes Boot des öffentlichen Nahverkehrs in der gesamten Umgebung nutzen. Perfekt für uns, da wir einem Tipp von Adrien folgend, die kleine Insel Burano anschauen wollten. Wir bestiegen die Fähre und wurden eine Stunde lang durch die sehenswerte Umgebung von Venedig geschippert, bevor wir die Ufer von Burano sahen. Schon von Weitem fielen uns die bunten Häuserfassaden und ein schiefer Kirchturm auf.
„Schau mal selbst Burano hat schon von deinem legendären Humor gehört!“, meinte Sarah sarkastisch. „Der Turm hat sich schon ganz schief gelacht.“
„Na und dafür hat dich das Haus da vorn schon erblickt und ist gleich ganz grün geworden.“ erwiderte Tani zickig.
Die kleine Insel war ein Traum. Zwar waren auch hier ganze Horden von drängelnden und lauten Touristen unterwegs, doch wir genossen unseren kleinen Marsch durch das Innere der Siedlung sehr. Jedes Haus hatte eine andere Farbe und in jeder Gasse hing Wäsche hoch über unseren Köpfen.
Quer durch das Dorf gingen, ähnlich wie in Venedig, kleine Kanäle, die von noch kleineren Brücke überspannt wurden. Eine so farbenfrohe Stadt wie Burano haben wir vorher noch nie gesehen. Es war der Wahnsinn. Trotz des eher mäßigen Wetters und der Touristenmassen, bekamen wir schlagartig gute Laune.
Nach einer Stunde quetschten wir uns mit 384.973.784 anderen Menschen auf eine für 200 Personen zugelassen Fähre und wurden zurück nach Venedig gefahren. Dort nutzten wir unsere verbleibende Zeit, bis wir zurück zu unserem Stellplatz geschippert wurden, damit, die kleinen Gassen abseits der Touristen Meilen zu erkunden, doch dies war fast nicht möglich. Egal wie entlegen die Winkel waren, überall sahen wir andere Reisende. Abschließend nutzten wir unser Bootsticket noch für eine Fahrt durch den „Canale Grande“, der quer durch die Stadt verläuft.
Wir durchfuhren die „Rialto-Brücke“ und genossen den Anblick der herrlichen Paläste, die noch aus der Renaissance und der Gotik dort stehen.
Sarah meinte hier und da, Lara Croft aus Tomb Raider von Fenster zu Fenster springen zu sehen, während Tani heldenhaft hoffte das James Bond Girl aus Casino Royal retten zu können. Venedig hat uns sehr gefallen und wir können jedem dieses Wunder weiterempfehlen. Allerdings muss man sich, wie man vielleicht schon herausgelesen hat, auf viele viele Menschen einstellen.
Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung Gardasee, unser nächstes großes und leider auch schon vorletztes Ziel. Wir machten einen kurzen Stopp in Verona, um den berühmten Balkon von Romeo und Julia zu sehen, schlenderten noch ein wenig durch die Menschenmassen und sahen ab und zu ein wenig Architektur der schönen Stadt durchscheinen. Danach zog es uns weiter und wir erreichten das Ufer des Gardasee´s.
Er ist mit einer Länge von 51.6km, einer Breite von 17.2km und einer Tiefe von bis zu 346 Meter der größte See Italiens. Tani war als Kind schon oft hier und freute sich ganz besonders auf die tolle Gegend.
An unserem ersten Tag erkundeten wir die kleine Stadt Sirmione, die auf einer Landzunge in den See hineinragt. Wir besichtigten die Grotte „Di Catullo“, die größte und am besten erhaltenste Villa Norditaliens, die sich am äußersten Ende der Halbinsel befindet und schon im ersten Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde.
Nach diesem interessanten Besuch hatten wir noch etwas ganz Besonderes vor. Wir hatten einen guten Tipp aus Dresden bekommen. Robert, ein Bekannter aus der Heimat, hatte uns einen kleinen Bauernhof in der Umgebung empfohlen. Er versprach uns das beste selbstgemachte Essen der Region. Neugierig, wie wir waren, suchten wir erst einmal im Internet nach der Farm. Booking.com sagte uns, dass der Hof erst zwei Wochen später öffnen würde, die Website der Familie war auf Italienisch, doch auf Facebook wurden wir fündig. Neben einer sehr gut bewerteten Unterkunft, bietet die Familie, die den Hof führt, auch Essen aus regionalem Anbau an. Regelmäßig wurden Bilder des Essens gepostet.Wir schrieben Ihnen direkt eine Anfrage auf Englisch, ob wir an diesem Abend einen Tisch für uns beide reservieren konnten, doch wir bekamen keine Antwort. Nach kurzem Beratschlagen beschlossen wir direkt vorbeizufahren und es zu versuchen.
Der Hof lag zwischen riesigen Feldern, abgeschieden im Nirgendwo. Björn parkten wir vor der Tür und da wir niemanden sahen und es keine Rezeption oder ähnliches gab, gingen wir einfach durch eine Tür, die uns direkt in einen kleinen gemütlichen Raum führte. Es wirkte so, als würden wir in einem Speiseraum der Unterkunft und nicht in einem Restaurant stehen. Aus der angrenzenden Küche kamen uns zwei Frauen entgegen, die Mutter und Großmutter des Hauses, wie wir später erfuhren. Da sie beide kein Englisch sprachen, wurde Tani kurzerhand wild gestikulierend ein Handy in die Hand gedrückt, an dessen anderen Ende die Tochter war, mit der er sich gut verständigen konnte. Das Telefon wurde mehrfach hin und her gereicht und nach einigen Minuten war alles geklärt, wir sollten eine halbe Stunde später wiederkommen, dann sei das Essen fertig.
Wir nutzten die Zeit um Spazieren zu gehen und fragten uns, ob wir den beiden Frauen in der Küche jetzt größere Umstände machten, da wir keine Gäste des Hofes waren und es so wirkte, als wäre es nicht üblich, nur zum Essen zu kommen. Auch wussten wir nicht, was uns dann an Speisen erwarten würde. Punkt auf die Minute eine halbe Stunde später, wurde uns ein Tisch zugewiesen und wir setzten uns gespannt hin. Und dann begann eine kulinarische Reise der Extraklasse in einem Drei-Gänge-Menü.
Die Vorspeise bestand aus kleinen Brötchen und typisch italienischen Grissini und allerhand Dingen zum Belegen. Wurst, eingelegte Feigen und Nüsse, anscheinend selbst gemachter Käse und kleine Apfelstücke, die in etwas eingelegt waren, das nach Meerrettich schmeckte. Eine ungewohnte aber sehr leckere Kombination, fand vor allem Sarah. Der Zweite Gang waren hausgemachte Teigtaschen, ähnlich wie Ravioli, die gefüllt waren mit einer Kürbispaste aus eigenem Anbau und den kleinen Meerrettich-Äpfeln, dazu gab es natürlich eine Menge geriebenen Käse. Es war ein Hochgenuss.
Der Dritte Gang war das Dessert, für Sarah gab es Windbeutel mit einer speziellen Creme und ganz viel Sahne, Tani bekam Tiramisu. Dazu gab es ein großes gutes Bier.
Wir waren völlig vollgestopft mit bestem italienischen Essen und die beiden Damen des Hauses lachten über unsere strahlenden Gesichter und die verzückten Geräusche, die beim Essen über unsere Lippen kamen. Wir bedankten uns ganz herzlich bei den Frauen und rollten unsere gemästeten Leiber zurück in unseren Björni, der nicht so ganz verstand, warum er auf einmal das Gewicht einer ganzen Familie tragen musste.
Lieber Robert vielen vielen Dank, nicht nur für den tollen Tipp, sondern natürlich auch für das gesponserte Essen, welches ein riesiges Erlebnis für uns war.
Aktuell stehen wir auf einem super Stellplatz mit Dusche und WC, Strom und Wasser und das für gerade einmal 5€, egal wie lange wir stehen. Der Besitzer des Platzes freute sich über Gäste und schenkte uns zwei Köpfe Salat aus eigenem Anbau. Es ist jedes Mal auf's Neue schön zu sehen, wie selbstlos andere Menschen sein können. Jetzt stehen wir hier und warten. Unsere Wetter-App führt uns ein bisschen an der Nase herum. Eigentlich sollte es die ganze Woche regnen. Darauf haben wir uns eingestellt und dachten uns, wir nutzen den Regen, um unseren Blog fertig zu schreiben, unser Slowenien Video zu schneiden, in eine Therme zu gehen und vielleicht einfach ein bisschen zu faulenzen. Doch irgendwie kommt das schlechte Wetter nicht.
Die App überlegt es sich stündlich anders. Z.B. heute sollte es von Früh an regnen, stattdessen liegen wir bei 20 Grad in der Sonne, genießen die Wärme und warten auf den Regen. Wir werden sehen, was die nächsten Tage, die mit Gewitterstürmen angesagt sind, bringen werden.
Doch da wir auf dem kleinen Bauernhof artig alles aufgegessen haben, hoffen wir auf Sonne, Frühling, Wärme und jede menge Erlebnisse in unseren letzten drei Wochen, die wir noch unterwegs sind. Die Zeit ist so schnell vergangen und je näher wir der Heimat kommen, desto schneller rennt sie. Wir werden uns noch einmal von unterwegs bei euch melden, um euch über den letzten Abschnitt unserer Reise zu erzählen.
Bis dahin, ganz liebe Grüße vom Team Tuckerbus
Tani, Sarah und Björn der Bus.
Kommentar schreiben
Robert aus Dresden ^^ (Samstag, 13 April 2019 14:09)
Die Beschreibung vom Hof, dem Essen und der beiden Damen plus Tochter habe ich gelesen, als wäre ich noch vor Ort :)
Bei uns war es quasi genauso, nur dass die Tochter vor Ort war um zu übersetzen. Die eingelegten Früchte heißen übrigens Mostarda in Anlehnung an Senf. Die Früchte werden mit Senföl (gibt's nur in der Apotheke und ist nicht ungefährlich) eingelegt und am besten zu Käse gegessen.
Wir waren damals drei Nächte dort und hatten am letzten Abend auch das wundervolle Menü. Bei uns gab's noch einen Gang mehr (Schweinefiletmedaillons mit gebackenen Kartoffeln - die Kartoffeln dazu trug die Großmutter tagsüber noch in einer Schüssel über den Hof). Wir wussten vorher auch nicht, was uns erwartet und waren eigtl schon nach den Teigtaschen ziemlich satt. Aber es war einfach zu lecker.
Zum Abschied bei der Bezahlung wollten wir noch dankbar und glücklich etwas Trinkgeld geben, was die netten Damen aber mit Nachdruck ausschlugen. Soviel auch zum Thema Selbstlosigkeit.
Habt noch eine schöne Zeit und bis bald in Dresden.
Gabi & Klaus (Sonntag, 14 April 2019 22:25)
Es ist, wie jedes Mal, ein kleiner Urlaub, den man beim Lesen erlebt, so plastisch habt ihr eu're Eindrücke und Erlebnisse geschildert. Viele freundschaftliche Bande wurden geknüpft und sicherlich auch gepflegt werden. Ganz bestimmt lauft ihr euch irgendwo auf der Welt noch einmal über den Weg, um neue Ziele zu erkunden.
Für die letzten Wochen wünschen wir Euch alles erdenklich und freuen uns schon riesig auf das Wiedersehen.�