Die Zeit in der kleinen Ferienwohnung im Süden der Peloponnes haben wir sehr genossen. Wie immer war es für uns ein ganz besonderer Luxus, eine Toilette, eine Dusche und hier sogar eine Küche mit Backofen und Gefrierfach zu haben. Auch mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen war ein Erlebnis für sich. Zwar ist unsere Liegewiese im Bus super bequem und eigentlich schlafen wir auch recht gut, doch nach ein paar Nächten in dem breiten Holzbett der Unterkunft bemerkten wir, dass unser Schlaf im Björni wohl doch immer sehr leicht ist.
Vielleicht liegt es an Umgebungsgeräuschen, Lichtern oder einfach daran, dass man wach wird, wenn der andere sich schwungvoll umdreht und das ganze Auto zum Wackeln bringt. Auch Sarah´s sachtes Schnarchen, einem Nebelhorn gleich, oder wenn Tani mit Traumgestalten spricht und ganze Vorträge hält, sind dem Tiefschlaf nicht dienlich. In der kleinen Wohnung jedenfalls schliefen wir tief und fest und vor allem durch. Sodass wir uns am Morgen wie erschlagen fühlten, durch die geballte Kraft von ungestörtem Buzzeln.
Die Peloponnes sieht entfernt aus wie eine Hand mit vier Fingern und unser Apartment lag im Südwesten der Halbinsel, also auf dem kleinen Finger. Diese gute Lage nutzten wir, um einige der von uns vorgenommenen Ziele anzufahren. So z.B. das Wunder von Vastras. Diese kleine Steinkapelle liegt ganz idyllisch in einem kleinen Märchenwald, direkt an einem Bergbach.
Das Wunder an dem kleinen Haus ist, dass 17 Stein-Eichen auf dessen Dach wachsen. Die Bäume haben keine offensichtliche Verwurzelung im Boden und doch ragen sie hoch in den Himmel. Außerdem ist es Wahnsinn, dass die kleine Kapelle das stattliche Gewicht tragen kann. Wir waren sehr beeindruckt und nutzten die herrliche Umgebung noch für einen kleinen Spaziergang, dabei meinte Sarah: „Sieh dir mal die kleine Kapelle an und welches Gewicht die tragen muss und du behauptest einen Körper aus Granit zu haben, aber kaum hebst du mich hoch, jammerst du schon über Rückenschmerzen...“
Ein weiteres Ziel, welches wir von der gemieteten Unterkunft aus erreichten, war die so genannte „Ochsen-Bauch Bucht“. Schon bei Google-Maps fiel uns die halbkreisförmige Meeresausbuchtung auf und wir waren gespannt was uns erwartete. Dort angekommen, wurden wir mit einem breiten Sandstrand bei bestem Wetter begrüßt und blieben erst einmal stehen, um sprachlos den fantastischen Blick zu genießen, der sich uns dort bot.
Die Bucht war zwar kleiner als wir uns vorgestellt hatten, aber trotzdem atemberaubend schön. Die Mündung wurde von hohen Felsen eingerahmt. Durch den warmen Sand schlendernd bemerkten wir, dass sich hoch oben im Berg eine Höhle befand. Wir schlugen uns durch das Unterholz und erklommen eine Anhöhe und standen plötzlich vor einem großen dunklen Eingang zur Unterwelt.
Hinter diesem Portal befand sich ein sehr hohes kuppelartiges Gewölbe. Leises Plätschern von herabfallenden Tropfen war zu vernehmen, ansonsten war es totenstill. Ein bisschen gruselig war es schon, hat man doch selbst mit Taschenlampe kaum etwas gesehen und dennoch verströmte diese Höhle einen ganz besonderen Charme.
Auf dem Abstieg zurück zur Bucht, konnte Sarah in Ruhe die wunderschöne Umgebung dieses friedlichen Ortes genießen, denn Tani war in seinem besten Element. Er konnte spielen. Die hohen Dünen und Sandberge luden ihn förmlich ein, um Sandsurfen zu erlernen. Gesagt, getan. Nach einigen Versuchen kam er enttäuscht hinter Sarah her getrottet, ging es ohne dem dafür benötigten Board doch nicht so leicht, wie er es dachte. Er machte nur die Erfahrung, dass Sand, wenn man aus einiger Höhe auf ihn fällt, sich zu einer ziemlich festen undurchlässigen Massen verbinden kann. Die blauen Flecke, die er sich dabei holte, waren schneller wieder weg als der viele Sand, den er noch nach Wochen überall fand.
Wieder zurück in unserer Wohnung nutzten wir das Internet, um ein bisschen Arbeit aufzuholen, die wir vor uns hergeschoben hatten. Tani konnte die Videos für Frankreich und Italien schneiden und wir schafften es einen Blog fertig zu schreiben. Außerdem hatten wir Zeit, um endlich mal wieder ein wenig an unserer Website zu arbeiten, um z.B. unsere Fotogalerie auf den neuesten Stand zu bringen. Und wir schafften es, unsere Bewerbungen zu schreiben und abzuschicken. Mit dem Gedanken wieder Arbeiten zu gehen, machte sich in uns ein sehr eigenartiges Gefühl breit. Wir können uns immer noch nicht so ganz vorstellen, wie es werden soll, wieder fest an einem Ort zu leben und ganz normal einem Job nachzugehen.
Das Wetter wurde nicht nur besser, sondern regelrecht sommerlich. Frühstück gab es draußen auf unserem Balkon im größten Sonnenschein. Dank einer riesigen Tür, konnten wir uns das schöne Wetter in die Wohnung holen und konnten den ganzen Tag arbeitend die warmen Temperaturen genießen. So verging die erste Woche in Griechenland ziemlich schnell.
Nach den sieben Tagen in der Ferienwohnung packten wir all unsere Sachen und bezogen wieder unseren Björni. Ein Gefühl von „Zurück zu Hause“ machte sich in uns breit und wir freuten uns auf unsere heimischen 5 Quadratmeter.
Kaum waren wir unterwegs, änderte sich das Wetter und uns verfolgten Hagel- und Regenstürme. Die Straßen waren teilweise vollständig überflutet und selbst in Ortschaften mussten wir höllig aufpassen, dass sich unser Bus nicht automatisch zum U-Boot umfunktionierte, um nach Atlantis zu suchen. Wir waren frustriert. Die ganze Zeit, in der wir ein schützendes Dach über dem Kopf hatten, war das Wetter super-spitzen-über-mega-klasse und kaum leben wir wieder im Auto... ZACK … sintflutartige Regenfälle.
Wir spielten schon mit dem Gedanken eine Bewerbung für Noah´s Arche fertig zu machen, um als Männlein und Weiblein an Bord gehen zu dürfen. Doch wir trotzten den Wassermassen und versuchten einen schönen Stellplatz zu finden. Dies wurde jedoch sehr erschwert, da in Küstennähe alles überschwemmt war.
Wir erfuhren das dies der härteste und nasseste Winter seit vielen vielen Jahren sei. Was für ein Glück für uns, wir lieben es ja schließlich, unsere Grenzen ein bisschen auszuloten und bei gutem Wetter kann ja auch jeder Reisen.
Dank unserer so teuer geschätzten Stellplatz-App fanden wir doch noch einen geeigneten Platz, der etwas erhöht lag und fuhren los. So verließen wir den kleinen Finger der Peloponnes und fuhren auf den Mittleren, der auch als die „Wilde Mani“ bekannt ist. Diese Gegend wurde uns schon von Einheimischen empfohlen und wir freuten uns auf die spektakuläre Landschaft, die uns versprochen wurde. Als wir den im grünen liegenden Schotterplatz erreichten, sahen wir, dass schon zwei Wohnmobile und ein Camper dort standen.
Wir suchten uns eine gute Stelle zum Stehen und sagten erst einmal „Hallo“.
Begrüßt wurden wir von Sandra und Kilian, die vor 9 Monaten mit ihrem ausgebauten Mercedes Benz in Deutschland gestartet sind; von Gabi und Fred, die mit ihrem Hymer-Mobil schon vor zwei Jahren die heimischen Grenzen verlassen haben und von Paul, der vor 18 Monaten in seinem Wohnmobil in England gestartet ist. Diese fünf waren schon seit ein paar Tagen zusammen unterwegs und hießen uns gemeinsam mit ihren insgesamt fünf Hunden herzlich Willkommen.
Wie immer, wenn wir an einem Stellplatz ankommen, schauten wir uns erst einmal in der Gegend um und entdeckten ein kleines Amphitheater. Dieses, so erzählte uns Sandra, wurde erst vor 8 Jahren gebaut, jedoch noch nie benutzt. Mit Blick auf ein atemberaubendes Panorama steht es seit dem dort und wartet darauf fertig gebaut und eingeweiht zu werden. „Dann müssen wir es halt einweihen!“, meinte Tani daraufhin und als er tief Luft holte schwante Sarah schon nichts Gutes. Aus vollstem Hals fing er an „I´m a Barbie-Girl...“ zu „singen“ und Sarah hoffte inständig, dass unsere neuen Bekannten nichts davon hörten.
Zurück am „Camp“ setzten wir uns gemütlich mit den anderen zusammen. Schnell wurde Holz gesammelt und ein Lagerfeuer entfacht. Es war sehr schön, sich mit anderen Langzeit-Reisenden zu unterhalten. Jeder brachte andere wundervolle, lustige und spannende Geschichten mit ein. Die Erlebnisse gemeinsamer Reiseziele wurden miteinander verglichen und Tipps und Ratschläge ausgetauscht. Drei Generationen waren an der belebenden Wärme des Feuers zusammengekommen und dennoch spielte das Alter in dieser Truppe keine Rolle. Wir als die Jüngsten mit dem kleinsten Camper, fühlten uns von den anderen sehr herzlich in ihrer Mitte aufgenommen.
Auch den nächsten Tag wollten wir alle zusammen an dieser Stelle verbringen. Wir entschuldigten uns nur für zwei Stunden, um im nahe gelegenen Kalamata einkaufen zu gehen. Tani´s Biervorrat war alle und wollte schließlich aufgefüllt werden. Während er am Alkoholregal stand und die Preise der verschiedenen Sorten verglich und sich mühsam für das richtige Pils entschied, das die nächsten Abende seinen Gaumen munden durfte, arbeitete Sarah die nicht endende Einkaufsliste ab. „Puh das war jetzt aber ein anstrengender Einkauf“, meinte Tani und erntete einen bitterbösen Blick.
Nach einem weiteren Abend mit Feuer, vielen Geschichten und einigem des sorgsam ausgesuchten Bieres, wollten wir am nächsten Tag an den Dinosaurier-Eier-Strand weiterfahren. Mit Sandra, Kilian und Paul zogen wir los; Gabi und Fred wollten einen anderen Weg einschlagen, da sie noch Gas auffüllen mussten. Wir erreichten den Strand, der seinen Namen den weißen Steinen verdankt, die aussehen wie große Dinosaurier-Eier.
Tani war gleich ganz aufgeregt, meinte er doch, dass sich unter all den Stein-Eiern sicher noch ein richtiges Dino-Ei befände und so ging er bei traumhaftem Sonnenschein und Temperaturen bis zu 18 Grad auf die Suche. 18 Grad, endlich! Wärme. Nach einer halben Stunde versuchte Tani Sarah davon zu überzeugen, dass der Stein den er in der Hand hielt ein T-Rex-Ei sei und wie praktisch es wäre, dieses Raubtier als Haustier zu halten, sie müsse sich nur darauf setzen und es ausbrüten. „Wir machen einfach einen kleinen Jurassic-Park in Dresden auf und müssen nie wieder arbeiten gehen“ meinte er aufgeregt. Wieder einmal erntete er einen Blick der „Nein, auf keinen Fall!“ sagte.
Das Wetter nutzten wir außerdem für eine ausgiebige Strandsäuberungs-Aktion, ganz im Sinne unseres Projektes „Travel4Ocean“ und sammelten insgesamt 8 Säcke Plastikmüll vom Strand ein. Mächtig erhitzt von der doch anstrengenden Arbeit, sprangen wir kurzerhand in das türkisblau leuchtende Wasser und fühlten uns gleich sehr erfrischt.
Während wir der wohligen Wärme des nahenden Frühlings frönten, steckten Fred und Gabi nur wenige Kilometer entfernt in tiefstem Hagelwetter fest. Ein LKW stand quer und so warteten sie im Stau zwischen knöchelhohem Schnee und Eis.
Nachdem sie von uns Nachrichten und Bilder aus wärmeren Gefilden erhalten haben, beschlossen sie kurzerhand wieder zu uns zu stoßen und so war die Reisegruppe „Langzeitausstieg“ am Abend wieder vereint.
Das Wetter war sehr wechselhaft. Genossen wir am Tag noch wunderbares Sonnenwetter, gewitterte es abends. Tagsüber warm und trocken, doch nachts nass und ungemütlich. So unbeständig das Wetter auch war, ist es uns mit nächtlichen 5-8 Grad doch erheblich lieber, als die Kälte, der wir nun endlich entflohen zu sein scheinen.
Am Dinosaurier-Eier-Strand blieben wir ein paar Tage, feierten Fred´s Geburtstag mit einem Ständchen und vielem Zuprosten, mit Mölkky spielen und besuchten die nahe gelegene Höhle des Diros.
Die längste Tropfsteinhöhle Griechenlands und damit ein Hauptziel auf der Halbinsel Mani. Die Höhle ist zum Teil mit kleinen Booten befahrbar. Normalerweise wird man von einem Mitarbeiter auf einer 25 minütigen Tour, 2800 Meter durch ein Höhlenlabyrinth gestakt, um danach noch zu Fuß ein kleines Stück selbst erkunden zu können, doch leider war durch die vielen starken Regenfälle nur eine verkürzte Besichtigung möglich, doch auch die war spektakulär.
Auch in dieser Nacht gab es ein heftiges Gewitter, welches hohe Wellen bis fast zum Bus schlagen lies. Am nächsten Morgen war unser wunderschöner Stellplatz schlammig, nass und an einer Stelle war sogar ein kleiner Fluss entstanden, den wir durchfahren mussten, um unsere Reise fortsetzen zu können.
Unser Ziel: das Kap Tenaro, der südlichste Zipfel der Peloponnes. Und somit der südlichste Punkt unserer noch bevorstehenden Reise. Wir fanden einen geeigneten Stellplatz, direkt beim „Orakel des Todes“ , einer kleinen, unscheinbaren Steinruine. Dort bemerkten wir gleich, dass uns ein zugiges Lüftchen um die Nase wehte. Den Anzeichen einer ungemütlichen Nacht trotzend beschlossen wir zu bleiben, sind wir doch vorerst das letzte Mal so südlich in Europa. Nur 390 Kilometer Luftlinie bis zu der Küste Afrikas. Ab jetzt werden wir nur noch Richtung Norden und damit auf unsere Heimat zu fahren. Ein wirklich verrückter Gedanke.
Wir erlebten die bisher ungemütlichste Nacht auf unserer bisherigen Reise. Vielleicht hätte uns der Name des Orakels eine Warnung sein sollen. Nicht nur der orkanartige Wind, der unseren Björni stundenlang wild durchschüttelte, bis wir uns wie gut zubereitete Martini´s fühlten, zusätzlich gewitterte es mit grellen Blitzen und lautem Donnern. Mit einem Mal begann es aus voller Kraft zu Hageln, nur um nach 5 Minuten genauso plötzlich aufzuhören. Zehn Minuten später folgte ein Regenguss, der die äquatornahen Regenwälder eifersüchtig gemacht hätte. Und so setzte sich das Wetter die ganze Nacht lang fort. Die Lautstärke, die das Getöse um uns herum am Besten beschreibt, war die einer startenden Boing. An all die, die denken wir romantisch doch so ein lauer Regenguss in einem Camper ist, sollte mal so ein Unwetter erleben, wenn Regentropfen groß wie Meerschweinchen auf das Metalldach prügeln. Gegen halb sieben Uhr in der Frühe beruhigte sich das Wetter allmählich und wir fanden doch noch etwas Schlaf.
Als später unsere Reisegruppe „Leben auf vier Rädern“ zu uns stieß, beschlossen wir eine andere Stelle für die Nacht zu suchen und so erreichten wir einige Zeit später einen traumhaften Strand in der Nähe von Gythio. Wir parkten unsere vier bewohnten Vehikel in einer Reihe und eröffneten so ein neues Camp. Drei Tage verbrachten wir dort. Unser Englisch wurde durch die vielen Gespräche mit Paul von Tag zu Tag besser und wir lernten viel Neues dazu. Zum Beispiel, dass es der ungeübten deutschen Zunge fast unmöglich ist das Wort „Squirrel“ korrekt auszusprechen, genauso wie es andersherum dem Englisch sprechendem Volk schwer fällt „Eichhörnchen“ zu sagen. Gemeinsam lachten wir über unsere Muttersprache gewohnten Zungen.
Wir nutzten herrlichstes Wetter, um wieder einmal im Mittelmeer baden zu gehen, setzten uns abends zusammen ans Feuer, lachten viel und genossen unser freies Leben in vollsten Zügen. Außerdem machte Paul ein paar atemberaubende Drohnen-Aufnahmen von uns, unserer Gruppe und unserem Bus. Schon vor der Reise hatten wir darüber gesprochen, ob es sich lohnen würde, uns eine eigene Drohne zuzulegen und während Tani sofort begeistert von der Idee war, wirkte Sarah nicht vollends überzeugt. Doch als sie die wundervollen Aufnahmen sah, die jetzt aus den Lüften von uns entstanden, schwanden ihre Vorbehalte und wir werden uns sicherlich in naher Zukunft eine fliegende Kamera zulegen.
Am nächsten Tag machten wir einen Tagesausflug zu dem nahegelegenen Schiffswrack der Dimitrios. Ein Frachtschiff, welches so nahe am Strand verunglückt ist, dass man trockenen Fußes bis zu den rostenden Überresten laufen und diese sogar berühren kann. Dieses spektakuläre Ambiente nutzten wir direkt, um 4895 Fotos zu schießen.
Wir versuchten im Internet nachzulesen, wie es zu dem Unglück kam, doch so ganz fanden wir es nicht heraus. Es gibt zwei Theorien. Die Eine, mit Schmugglern und einer wilden Verfolgungsjagd durch die Küstenwacht, hätte gut ins Abendprogramm von ProSieben gepasst; die Andere, mit einem schwer erkrankten Kapitän und einem Abdriften des Schiffes, war eher ARD-Filmstoff.
Wie auch immer dieses Wrack an den Strand gekommen war, es zieht jedes Jahr viele Touristen an diesen Ort, doch wir hatten Glück und konnten das fantastische Fotomotiv ganz für uns alleine genießen. Da der dort befindliche Stellplatz leider vollends unter Wasser stand, fuhren wir zurück zu unserer Reisegruppe.
Wir fühlten uns mit den anderen über die wenigen Tage, die wir uns kannten, doch schon so sehr verbunden, dass es uns schwer fiel, einen Plan zu schmieden, der uns wieder weiter nach Norden führte, womit sich unsere Wege trennen würden.
Doch da unsere Zeit bis Mai begrenzt ist und noch einige Länder vor uns liegen, galt es eines Morgens Abschied zu nehmen. Wir hatten eine wunderschöne Woche mit euch und wir hoffen, dass wir uns irgendwann wiedersehen, ob in Deutschland oder in der Welt. Vielen Dank für die schönen Tage mit euch und wir wünschen euch allen auf euren weiteren Touren alles Gute und immer eine freie Fahrt. Sagt Bescheid, wenn euch der Weg mal nach Dresden treibt.
hier geht´s zu den Seiten unserer Reisegruppe "Auf und Davon"
Unsere Route führte uns jedenfalls weiter nach Norden. Wir nahmen einen Weg durch die Berge, der uns von Fred und Gabi empfohlen wurde, passierten das kleine Dörfchen Kosmas und durchfuhren atemberaubend schöne Schluchten, die sich durch hohe raue Berge entlang schlängelten. Die Befestigungsanlage Akrokorinth, die sich seit der Antike auf dem 575 Meter hohen Tafelberg in der Nähe von Korinth befindet, war unser nächstes Ziel.
Wir bestiegen den Berg und wurden nicht nur mit großartigen Fotos der interessanten Befestigungsanlage belohnt, sondern auch mit einem Blick über die Landschaft, der uns den Atem verschlug. Bei bestem, klarem Wetter konnten wir die ganze Umgebung genaustens betrachten. Es war unbeschreiblich und etwas Einzigartiges in unseren letzten 8 Monaten. Wir versetzten uns in die Lage der Burgherren, die hier voller Stolz über die Weiten ihres Landes blicken konnten.
Schon die letzten Tage versuchten wir einen Plan für Athen zu schmieden. In solche riesigen Weltmetropolen zu fahren ist immer etwas komplizierter, da man viele Sachen bedenken muss. Wo können wir unseren Björni sicher stehen lassen? Wie kommen wir dann vom Parkplatz ins Zentrum? Wie teuer ist der Stellplatz und wie sind die Bewertungen? Gibt es Umweltzonen? Wollen wir wirklich mit dem Auto ins Verkehrschaos der Stadt fahren? Was wollen wir sehen und buchen wir dazu wieder eine Stadtrundfahrt? Und ist es o.k. auch ohne Toga die Akropolis zu besuchen?
Es fiel uns wieder einmal sehr schwer uns festzulegen, da der einzige Campingplatz in der Stadt einen schlechten Ruf hat und uns zu teuer war; ein Hotel nicht in Frage kam, da wir unser Auto hätten am Straßenrand parken müssen und wir weiter außerhalb entweder keine gute Verbindung in die Stadt fanden oder die Stellplätze nicht einladend wirkten. Letztendlich wurde uns ein Parkplatz im Hafen empfohlen und guten Mutes steuerten wir diesen an, natürlich wieder einmal mitten in der Verkehrshauptzeit. Es war ein kostenfreier Parkplatz, auf dem schon ein paar andere Wohnmobile standen. Toiletten und sogar Duschen fanden wir in unmittelbarer Nähe und die Straßenbahnhaltestelle in 200m Entfernung sollte uns am nächsten Tag in die Innenstadt bringen. Perfekt für uns und zudem hatten wir das Gefühl, dort sicher zu stehen. Ein Abendessen im nahegelegenen Restaurant des Hafens rundete unseren Abend ab und wir freuten uns auf den nächsten Tag.
Diesmal hatten wir uns gegen eine Stadtrundfahrt entschieden und fuhren so mit der Bahn in die Nähe der Akropolis, da wir diese unbedingt sehen wollten. Den Tempelberg erklommen, erwartete uns natürlich ein riesiges Heer von Touristen, die die Sehenswürdigkeit belagerten. Doch wir trotzten den Wällen der Menschen und genossen den Besuch der herrlichen Tempelanlagen.
Uns faszinierten vor allem die vielen kleinen Details, die in Stein gebannt die Jahrtausende überlebt hatten. Statuen die schon 420 v. Chr. geschaffen wurden, wachten nun seit fast 2500 Jahren über die beeindruckende Stadt. Der Blick, den wir hier oben hatten, war unglaublich und man sah Häuser so weit das Auge reichte. Die riesige Weltmetropole machte den Eindruck unendlich zu sein und doch leben hier „nur“ etwa 664.000 Menschen, eine Zahl die wir niemals vermutet hätten.
Wir entflohen den vielen Touristen nach einiger Zeit und bestiegen einen Hügel in Blickweite, um bessere Fotos von der gesamten Befestigungsanlage zu schießen. Wieder einmal lohnte es sich Pfade abseits der Menschenmassen einzuschlagen, denn hier konnten wir traumhafte Bilder in absoluter Ruhe schießen und den unglaublichen Blick im warmen Sonnenschein genießen. Durch ein kleines grünes Wäldchen gelangten wir auf den jetzt blühenden Berg.
Dank der grünenden Büsche und Bäume, dem saftigen Gras, dem schon wachsendem Mohn und der Krokusse und nicht zu vergessen: des Vogelgezwitschers wurde uns bewusst, wir sind in einer neuer Jahreszeit angekommen. Frühling! Endlich, wir haben ihn gefunden! Und so schlenderten wir weiter. Wir durchstreiften einige Gässchen und fanden das eine oder andere... oder andere Geschäft, in dem Sarah ihrem Shopping-Rausch frönen konnte. „Weißt du was das Problem ist?“ fragte Tani. „Nach einer so langen Stadttour kann man am Ende nur noch GRIECHEN...“, er fing hemmungslos an zu kichern. Sarah schlug sich wie so oft bei dieser Art von flachen Humor mit der Hand an die Stirn. Am späten Nachmittag erreichten wir, die Köpfe mit Eindrücken der wunderschönen Stadt gefüllt und die Rucksäcke voller neuer Klamotten für Sarah, unseren Bus und beschlossen gleich noch loszufahren und die Hauptstadt zu verlassen.
Am nächsten Tag sollte herrliches Wetter werden und wir wollten gleich von Früh an im Sonnenschein sitzen und so viel Wärme wie möglich in uns aufnehmen. Wir fanden eine kleine, wunderschöne Bucht, die ganz ruhig zwischen hohen Felsen lag. Glasklares ruhiges Wasser lud zum Baden ein und die warme Sonne tat ihr übriges, damit wir den Tag in vollsten Zügen genießen konnten.
Wir fingen nun endlich an, unseren Neujahrsvorsatz umzusetzen (Jap, einen Monat verspätet, aber immerhin. :P) und begannen Sport zu machen. Endlich mal wieder ein bisschen Bewegung, um den Körper auf Trab zu bringen. Nach der Fitnesskur belohnten wir uns mit einem kalten Bad im Mittelmeer.
Auch am nächsten Tag hatten wir gutes Wetter und so beschlossen wir nach Delphi zu fahren, um das Orakel zu besuchen. „Wir fragen das Orakel einfach nach den nächsten Lottozahlen und wenn wir dann Millionäre sind, können wir weiterreisen ohne arbeiten zu gehen.“ meinte Tani im Brustton der Überzeugung. Sarah machte sich gar nicht erst die Mühe ihm zu erklären, dass das so wohl nicht funktionieren wird.
Wir lasen im Internet, dass der Eintritt 12€ pro Person kosten würde und wussten noch nicht so recht, ob uns das zu teuer war, doch wir wollten uns vor Ort ein Bild machen und dann beschließen, ob wir die heilige Kultstätte besichtigen wollen. Als wir in Delphi ankamen sahen wir schon, dass die Straßenränder komplett zugeparkt waren. Wir stellten unsern Björni etwas entfernt ab und liefen zum Eingang des Museums. Dort erwartete uns eine Überraschung. Der Eintritt war für diesen Tag frei. Unser Glück wieder einmal kaum fassend schlenderten wir erst durch das Museum und spazierten dann durch den archäologischen Park.
Die Tempelanlagen von Delphi standen vor einem wunderschönen Panorama und auch ohne die Ruinen wäre der Besuch spektakulär gewesen. Tani stellte sich bewaffnet mit Zettel und Stift vor die Überreste der Säulen und Treppen und rief mit basslastiger Stimme: „Oh du geweihtes und großes Orakel, bitte nenne uns die Zahlen der nächsten Lottoziehung...“ Die Antwort war das tausendfache Klicken von Kameras der umherstehenden Touristen, die alle einen Schnappschuss haben wollten von dem Verrückten, der einen Haufen Steine anschrie. Doch das Orakel schwieg.
Da es noch früh am Tag war, wollten wir noch einem Tipp von Sandra und Kilian nachgehen und zu den heißen Quellen von Thermopylen fahren. Wir genossen eine unglaublich schöne Fahrt durch die Berge, passierten verschneite Nadelwälder, die vom Sonnenschein in ein glitzerndes Winterparadies verzaubert wurden. Wir durchfuhren Ski-Gebiete und irgendwie passte das nicht so ganz zu dem Bild, welches wir von Griechenland hatten.
Der Parkplatz an den Quellen war recht unspektakulär und hätten wir nicht den Tipp zum heißen Plantschen bekommen, hätten wir diesem Platz sicher nie Beachtung geschenkt. Wir teilten uns den riesigen Schotterplatz mit einem anderen Wohnmobil, das über Nacht blieb und mit einigen wenigen Besuchern der Quellen tagsüber. Wir suchten uns einen guten Platz zum Stehen und sprangen direkt in die dampfenden Fluten.
Mit 40°C waren diese noch heißer, als unsere letzten Quellen in Saturnia. Es war wieder einmal verrückt in einem Fluss aus heißem Wasser zu sitzen. Man kann sich eine Badewanne vorstellen, in der man stehen und sogar schwimmen kann und die niemals abkühlt. Und das zwischen grün bewachsenen Bergen und der Sonne, die uns fröhlich ins Gesicht schien. Unsere Körper entspannten sich schlagartig und um dem Moment noch das letzte bisschen Perfektion zu entlocken, gönnten wir uns ein eiskaltes Bier. So lässt es sich leben. Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, ein kleines Video von unserem Luxus in die Heimat zu schicken, die an diesem Tag im Schneechaos versank.
Den nächsten Tag wollten wir bei den Quellen bleiben und nutzten die Zeit, um wieder ein wenig Sport zu machen. Als wir jeden Muskel in unseren Körpern spürten, nutzten wir wieder die entspannende Hitze des schwefeligen Wassers, um uns mit purer Entspannung zu belohnen.
Als es abends dunkel wurde, legten wir uns entspannt in unseren Björni, machten unsere gemütliche Lichterkette an und wollten den Abend ruhig ausklingen lassen. Gegen halb zehn machten wir uns bettfertig, da meinte Tani plötzlich: „Da steht ein Mann!“ und sah zur Heckscheibe raus. Sarah dachte anfangs noch, dass es ein Scherz sei, doch dann bemerkte sie den Ernst in Tani's Gesicht. Wir sahen die Silhouette eines Mannes, der nur wenige Zentimeter hinter unserem Auto stand und durch einen Spalt in den Vorhängen herein lugte. „HEY“, brüllte Tani sofort und auch Sarah rief sofort laut „HEY“. Der Schatten bewegte sich und lief um unseren Björni. Wir rissen die Vorhänge auf, da stellte der Typ sich dicht an die Scheibe, blickte zu uns ins Auto und fragte nach einer Zigarette. Wir versuchten ihn fortzuscheuchen und machten das Licht aus. Wir wussten nicht wie lange er uns schon beobachtet hatte, wussten nicht ob er im Dunkeln noch um unser Auto schlich und ein unendlich bedrohliches Gefühl machte sich in uns breit. Nach kurzem Abwarten bemerkten wir, dass uns sehr unwohl war, sodass wir schnell alles sicher verstauten und eilig los fuhren, um eine andere Stelle eine Stunde entfernt anzufahren. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das ungute Gefühl in uns legte und selbst als wir etwas später wieder im Bett lagen, fiel es uns nicht leicht, beruhigt einzuschlafen.
Jetzt stehen wir am Rande von Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Wir haben mit einem dort befindlichen Campingausstatter Kontakt aufgenommen. Dieser hat einen sogenannten „Omnia-Ofen“ im Sortiment. Diese wunderbare Erfindung erinnert optisch am ehesten an eine Gugelhupf-Form, ist aber ein kleiner „Backofen“, den man auf dem Gasherd benutzen kann. So können wir endlich Rosmarinkartoffeln, Aufläufe, Brot und ganz wichtig: Pizza und Kuchen zubereiten. Die beiden hilfsbereiten und freundlichen Deutsch-Griechischen Brüder, die den Campingausstatter Zampetas leiten, bieten außerdem einen kostenfreien Stellplatz an. Wir haben Wasser, ein WC, eine Dusche, sogar freien Strom und kostenloses W-LAN. Der absolute Luxus für uns! So können wir das Internet nutzen, um diesen Blog fertig zu schreiben und haben außerdem endlich unseren... BACKOFEN bekommen. :)
Schon seit wir in Wales Eileen und Louis kennengelernt haben, die ein solches Exemplar besitzen, suchen wir nach diesem Wunder der Campingküche, doch bisher vergebens. Wir haben von Gabi und Fred den super Tipp bekommen in Thessaloniki vorbeizuschauen, um es dort zu versuchen und siehe da, sie haben einen auf Lager. Sarah freut sich auf's Backen und Ausprobieren, Tani auf's Essen und dick werden. Und jetzt, da sich unsere Griechenland-Tour allmählich dem Ende nähert wird uns bewusst, wie nahe das Ende unserer Reise gerückt ist.
Nur noch drei Monate liegen vor uns, bevor wir wieder in die Heimat kommen. Langsam geht es wieder daran, Termine zu machen, Dinge für die Ankunft zu planen und unser Leben in Dresden vorzubereiten. Wir freuen uns zwar sehr auf unsere Familien, auf unsere Freunde und einen Sommer in unserer Stadt, doch gleichzeitig denken wir sehr schwermütig über das Leben nach, welches wir vorerst aufgeben. Das Reisen, das Leben unterwegs, jeden Tag ein anderer Ort, jeden Tag ein neues Abenteuer.
Wie wird es uns damit gehen, wieder monatelang an einem festen Platz zu sein, in einer großen Stadt zu leben und wieder Arbeiten zu gehen? Wie sehr werden uns die Berge, die Klippen und das Meer fehlen? Es ist zwar noch Zeit bis dahin, doch immer öfter kreisen unsere Gespräche um diese Themen. Mittlerweile haben wir beide Zusagen auf unsere Bewerbungen und haben die Chance für ein halbes Jahr in unseren alten Jobs arbeiten zu können. Ja, wir werden vorerst nur ein halbes Jahr arbeiten... Diese Zeit wollen wir nutzen, um ein weiteres Reisevorhaben vorzubereiten, doch davon ein anderes Mal mehr. :)
Erst einmal liegen noch ein paar weitere Monate Reisen vor uns, die wir in vollsten Zügen genießen wollen und werden. Bis heute haben wir uns nicht satt sehen können an den traumhaften Wundern, die die Natur geschaffen hat und sind es nicht über, großartige Errungenschaften der Menschen zu besuchen. Wir werden euch natürlich weiterhin über alles auf dem Laufenden halten und euch mit auf unsere letzten Monate unseres großen Abenteuers nehmen.
Bis dahin erst einmal liebe Grüße aus Griechenland vom Team Tuckerbus
Tani, Sarah und Björn der Bus
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Sandra Kopp (Mittwoch, 06 Februar 2019 15:04)
Hallo ihr zwei. Soooo toll geschrieben ��. Hat uns auch sehr gefreut euch kennenzulernen und mal sehen... Man sieht sich immer zwei mal im Leben �. Alles gute für Euch und denkt noch nicht zu oft an zuhause... Ihr habt noch viele tolle Wochen vor euch ��
Chris (Freitag, 01 März 2019 16:34)
Hey hey.... jetzt habe ich es auch geschafft, diesen tollen Blog zu lesen. Hier läuft gerade Entspannungsmusik und der Bericht sowie die wundervollen Fotos passen hervorragend dazu! Weiterhin alles Gute ! :)