Je ne parle pas francais- ich spreche kein Französisch...

Der Start in Frankreich fiel uns ziemlich schwer. Wir kamen anfangs mit dem Rechtsverkehr nicht mehr zurecht und mussten uns erst einmal sehr an das Temperament der französischen Autofahrer gewöhnen. Waren die Briten noch sehr ausgeglichen im Verkehr, ließen einem die Vorfahrt und waren im Allgemeinen sehr umsichtig, begegnete uns in Frankreich  ein ziemliches Chaos. Es wurde gehupt, gedrängelt und wild gestikuliert. 

 

Danke Wenzel für das Foto
Danke Wenzel für das Foto

Dazu kam, dass wir Fahrsituation erlebten, die alles an Wissen und Erfahrungen von uns abverlangten. So z.B.  drei aufeinander treffende Straßen, alle mit Stop-Schild oder ein Kreisverkehr mitten auf einer Brücke; eine eigentlich offensichtliche Vorfahrtsstraße wurde mit einem "Vorrang Beachten"- Schild unterbrochen, um einer Ausfahrt die Vorfahrt zu gewähren und und und. Und wenn man gerade dachte man hätte sich etwas in die Verkehrsregeln von Frankreich hineingefuchst, bemerkt man, dass das sowieso alles egal ist, da jeder fährt wie er will. Erstes Fazit, welches wir definitiv ziehen können ist, die Franzosen sind ein sehr mutiges Volk, jedenfalls nach den spektakulären Überholmanövern, in die wir teils verwickelt wurden. Zweites Fazit: Frankreich scheint sich über Mautstraßen zu finanzieren, dies dachten wir jedenfalls, als wir unwissend 10 km Autobahn fuhren und dafür 10€ löhnen mussten. Seitdem nutzen wir mautfreie Straßen, was Dank unserem Navigationsgerätes kein Problem ist. Mit unserer Stellplatz-suche taten wir uns anfangs etwas schwer, weil wir den großen Fehler gemacht haben, die Ratschläge des Auswärtigen Amtes zu lesen und so erwarteten wir die ersten Tage hinter jeder Hecke das organisierte Verbrechen... Wir blieben zum Glück davor verschont. ;) 

 

Unser erstes Ziel war Paris. Umsichtig suchten wir uns eine Stelle etwas außerhalb und wollten mit dem Zug in die Stadt der Liebe fahren. Der Nachtplatz, den wir uns dafür auserkoren hatten, war sehr schön...Unter Weiden gelegen, direkt an einem Fluss und den Platz ganz für uns. Abends wussten wir dann warum. Tani wollte nur noch einmal schnell pieseln gehen, bevor wir schlafen gehen wollten. Er öffnete die Seitentür und ZACK... flog eine riesen Hornisse in den Bus. Wir wunderten uns, dass gegen 21.30 Uhr noch gelb- schwarze Riesenbrummer unterwegs sind. Das Insekt hatte offensichtlich beschlossen, dass unser Björni ein schönes warmes Zuhause zum Leben ist und hatte seine Freunde gerufen. Innerhalb von 3 Minuten... ZACK ZACK ZACK ZACK ZACK... hatten wir sechs Riesenhornissen im Bus. Wir flüchteten erst einmal nach draußen, da das laute sehr bedrohliche Brummen uns etwas verängstigte. Nachdem wir beratschlagten, wie wir denn nun die fliegenden Kälber aus unserem Zuhause bekommen sollten, krabbelte Tani in seine dicke Jacke gemummelt in den Bus und schaffte es nach einer halben Stunde auch die letzte Hornisse zu vertreiben. Wir retteten uns in den gerade befreiten Bus und fuhren zu einem anderen, insektenfreien, Nachtplatz gleich in der Nähe.

Unser nächster Tag begann in aller Frühe, da wir so viel wie möglich von Paris sehen wollten. Der Bahnhof war fußläufig zu erreichen und wir reihten uns in die ewig lang wirkende Massentraube vor uns ein, um den Zug nach Paris zu erwischen. Es waren einfach zu viele Menschen für diese Bahn. Sie quetschten und drängelten sich mit aller Kraft hinein und die  Zugtüren schafften es  gerade so, sich hinter dem letzten dicken Po zu schließen. Der Zug fuhr davon und wir sahen ihm kopfschüttelnd hinterher, denn wir entschlossen uns, auf den Nächsten zu warten. Wir stiegen gerade einmal zehn Minuten später in einen fast Leeren ein, erfreuten uns über Sitzplätze und so fuhren wir etwa eine halbe Stunde bis ins Zentrum der Hauptstadt. Am Abend zuvor kauften wir uns Tickets für eine "Hop-on Hop-off Bus-Tour". So konnten wir unsere eigene Route sehr gut planen und genossen eine herliche Fahrt bei schönstem Sonnenschein quer durch die Stadt. 

 

Über Kopfhörer erfuhren wir sehr viel über die Geschichte der Weltmetropole. Wenn uns etwas interessierte stiegen wir an einer Haltestelle aus, sahen uns die Sehenswürdigkeit an und fuhren mit dem nächsten Bus weiter. Für Sarah, die schon zweimal Paris besucht hatte, war es ein großer Wunsch die Türme von Notre Dame zu besteigen. Die Besichtigung der Kathedrale ist kostenlos und auch die Tickets für den Aufstieg sind für alle EU-Bürger unter 25 Jahren kostenfrei und so zahlten wir nur 10€ (da Tani mit seinen 27 Jahren einfach zu alt ist und zahlen musste :p). 

 

Treppenstufe um Treppenstufe stiegen wir hinauf. Insgesamt folgten wir 422 Stufen und erreichten das Dach von Paris. Tani, der sehr mit Höhenangst zu kämpfen hat, biss für Sarah die Zähne zusammen und schaffte es tatsächlich bis ganz nach oben, auch wenn ihm auf der Spitze des Turmes etwas schwindelig wurde. Wir genossen einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. Es war einfach unglaublich zwischen den typischen Wasserspeiern zu stehen und in etwa das gleiche Gesicht zu machen wie sie. :p 

Dieses Erlebnis war einmalig und für Sarah ging ein Traum in Erfüllung. Und als wäre das nicht schon genug, fingen die Glocken an zu läuten. Das tiefe Dröhnen ließ unsere Gedanken abschweifen und es war ein unbeschreibliches Gefühl, welches uns da durchdrang. Als wir den Glockenturm erreichten, konnten wir uns vorstellen, wie Quasimodo hier oben lebt, doch da er sich leider versteckte, konnten wir ihn nicht grüßen. Wieder unten angekommen, mussten wir erst einmal verschnaufen und Tani freute sich, seine immer noch wabbeligen Knie zu beruhigen... endlich wieder "fester" Boden unter den Füßen!

Wir spazierten noch ein wenig durch die Stadt, schauten uns den Louvre an und Tani aß seinen ersten (!!) Crêpe im Leben. Sarah wollte es nicht so recht glauben, denn sie liebt diese süße Köstlichkeit. Als uns die Beine müde wurden, stiegen wir wieder in die Hop-on Hop-off Tour ein und als sich der Bus durch das arge Verkehrsgedränge wühlte, waren wir sehr froh, nicht mit dem eigenen Auto hergekommen zu sein. Das uns schon bekannte Chaos auf den Straßen erreichte hier seinen Höhepunkt. Kreisverkehre, in denen Autos in sieben Spuren nebeneinander fuhren, funktionierten (mehr oder weniger) ohne Markierungen, nach dem Gesetz des Stärkeren bzw. Größeren und vor allem Dreisteren. 

Am Triumphbogen, an dem 12 Straßen zusammen geführt werden, war das Wirrwarr dann perfekt und wir wunderten uns, dass wir nicht einen Unfall miterleben mussten. Wir fuhren die Champs-Elysee entlang, sahen die Garnier-Oper, fuhren vorbei am Mouline Rouge und machten Halt an der Sacre Coeur und natürlich auch am Eiffelturm.  Den wollten wir eigentlich noch besichtigen, aber da Tani's Konfrontationstherapie seiner Höhenangst für diesen Tag schon beendet war und wir nicht mehr viel Zeit hatten, bis der letzte Bus fuhr, verschoben wir dieses Highlight auf unseren nächsten Besuch dieser unglaublich schönen Stadt. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiederkommen!

Den Kopf voller Eindrücke und einer vor Glück anschwellenden Brust, fuhren wir zurück zu unserem Björni. Tani meinte: "Also ich muss zugeben... Paris ist eine der schönsten Städte, die ich jemals besucht habe... sogar noch schöner als Hamburg!". Das Kompliment hätte größer nicht sein können, da diese Hafenstadt bisher Tani's liebstes Städteziel war und wir uns zudem damals dort kennengelernt haben. 

In den nächsten Tagen fuhren wir langsam  wieder in Richtung Nordosten und damit in Richtung deutsche Grenze. Wir wollten unserem Freund Wenzel entgegen fahren, der uns für zwei Wochen besuchen kommen wollte. Und so trafen wir uns an einer schönen Stelle an der Mosel und es war sehr herzlich und das nicht nur weil er 35 Liter Bier mitgebracht hatte, sondern vor allem weil wir uns so sehr darauf gefreut hatten ihn wiederzusehen. Er schlief in seinem Toyota Auris, wofür er sich ein ausgetüfteltes Luftkissen bestellt hatte, mit dessen Hilfe man vergleichsweise bequem auf der Rückbank schlafen konnte. Wir beschlossen schnellstmöglich wieder an die Atlantikküste zu fahren, denn in den wenigen Tagen, in denen wir im Inland waren, fehlte uns das Meer schon wieder sehr. Wie soll das nur werden, wenn wir wieder zu Hause sind? :o

Und so fuhren wir zwei Tage durch. Bei einen kurzen Stop, bei dem wir unseren Autos neuen Sprit gredenzen wollten, passierte es. Tani drehte den Tankdeckel zu, wollte mit Schwung ins Auto einsteigen, vergaß, dass wir kein Cabrio fahren und WUMM... Er krachte mit voller Wucht mit dem Auge an den Türrahmen. Während er vor lauter Schmerzen die Augen zu kniff und Sterne sah, kam von Sarah ein trockenes "oh Schei...". Eine Platzwunde über dem Auge fing stark an zu bluten. Er hatte genau die Stelle getroffen, die vor Jahren schon einmal aufgeplatzt war und hatte sich nun seine schon bestehende Narbe verlängert.  Wir wissen bis heute nicht  genau, wie er es geschafft hatte,  sich derart den Kopf zu stoßen.  Wir wissen nur, dass sein linkes Ohr sehr schmerzte und es stark gerötet war. Wahrscheinlich ist er irgendwo mit seinem Tunnel  hängen geblieben und als er sich mit einem Ruck löste, knallte er mit dem Gesicht gegen Metall... Tja, das Metall gewann. 

Dank einem umfangreichen Erste-Hilfe-Set, welches wir vor der Reise von Tani's besten Kumpel Benni geschenkt bekamen, konnte Sarah die Platzwunde säubern und mit Strips kleben, ohne das wir zu einem Arzt mussten. Die ganze Situation war so unglaublich skurril, dass Tani erst einmal laut lachen musste, nachdem der erste Schock und Schmerz sich gelegt hatte. Nach zwei Tagen konnten wir die Strips wieder entfernen und auch wenn das Auge noch blau war, sah die Wunde gut aus und ist bis heute vollends verheilt.

Wir fuhren weiter und in den folgenden Tagen war es für uns unglaublich schön zu sehen, wie sehr Wenzel das Leben, welches wir führen, genoss. Gemeinsam suchten wir uns Stellplätze heraus und planten, was wir gerne sehen wollten. So beschlossen wir, Mont Saint Michel und Omaha Beach anzufahren. Der große breite Strandabschnitt beeindruckte uns und machte uns dennoch sehr nachdenklich. Es war erschreckend einfach und doch nicht wirklich nachzuvollziehen, wie sich die Menschen, die hier vor nicht einmal 80 Jahren kämpften, fühlen mussten. An dem Strand erinnerten zwei kleine Denkmäler an die Geschichte. Bunkeranlagen sah man nur sehr vereinzelt und hätten wir nicht gewusst, was an diesem Strand geschah und wie viele Menschen hier ihr Leben lassen mussten, wäre uns der Ort wie ein schöner Badestrand vorgekommen.

Auf einem Parkplatz direkt am Wasser, den wir für unser Nachtlager auserkoren hatten, trafen wir noch zwei weitere Urlauber, mit denen wir einen schönen Abend verbrachten. Wenzel, Vincent und Tani fachsimpelten über Fotografie und gingen kurzerhand auf eine gemeinsame Foto-Tour bei sternenklarem Nachthimmel und Sarah und Felix blieben bei den Autos, bewachten das angezapfte Bierfass und nutzten die Zeit zum Quatschen. 

 

 Besonders beeindruckt waren wir von Vincents Allround/Outdoor/Survival-Holzklotz. Ein Stück Holz, dass er voller Begeisterung für alles nutzte, ob als Bremsklotz, Sitz, Bieröffner, Hammer... er fand im täglichen Gebrauch immer mehr Funktionen. Danke für diese tolle Idee, wir werden uns demnächst auch solch ein MacGyver Multifunktionstool zulegen. ;)

 

Danke Vincent für das Foto
Danke Vincent für das Foto

Am nächsten Morgen beschlossen wir, zu fünft noch gemeinsam bis Mont Saint Michel zu reisen. Und so fuhren wir als kleine Kolonne zwei Tage durch das Land. Björni voraus, dahinter Wenzel in seinem Toyota und dahinter die beiden Jungs in ihrem ausgebauten Sprinter.  Die Klosterstadt im Meer war eines unserer Hauptziele in Frankreich. Der Parkplatz kostete uns zwar satte 17,60 € pro Auto für 24 Stunden, doch wir konnten dafür fußläufig die Inselstadt erreichen, hatten ein WC in unmittelbarer Nähe (was für ein Luxus) und nahmen uns vor, im Dunkeln noch ein paar Fotos von der beleuchteten Silhouette zu schießen. Doch erst nutzten wir das noch vorhandene Tageslicht, um uns die Stadt in aller Ruhe anzuschauen.

 Zwar wälzten sich auch hier wieder Touristenmassen durch die Straßen, doch trotzdem konnten wir die Sehenswürdigkeit sehr genießen. Die verwinkelten Gassen und Häuser luden zum Träumen ein und man fand sich im Mittelalter wieder. Ein wunderbarer Charme liegt über dieser Stadt. Die Besichtigung der Kathedrale hätte uns zusätzlich zu den Parkkosten noch einmal 10€ pro Person gekostet und so beschlossen wir, darauf zu verzichten. Als es dunkel wurde, setzten wir unseren Plan in die Tat um und wir schossen unsere Fotos von der angestrahlten Stadt. Vor einem nächtlichen Sternenhimmel, mit beleuchteten Häusern und der Kathedrale mit St. Michel als vergoldete Kuppelfigur , wirkten die Bauwerke noch einmal ganz anders imponierend. 

 

Wir verabschiedeten uns am nächsten Morgen von den beiden Jungs, da sich unsere Wege hier trennten. Es waren zwei sehr angenehme Tage mit euch und wir hoffen, ihr konntet euren restlichen Urlaub noch in vollen Zügen genießen. 

Danke Vincent für das Foto
Danke Vincent für das Foto

Für uns ging es allmählich wieder zurück in Richtung Norden, denn die Zeit mit Wenzel neigte sich dem Ende. Wir begleiteten ihn noch ein wenig, damit er nicht so viel Wegstrecke alleine vor sich hatte. Und an diesem Abend fanden wir eine absolute Traumstelle! Sie lag etwas abgelegen vom Ort, direkt an einem Sandstrand, mitten in der Natur. Wir konnten das Spektakel der Gezeiten sehr nah miterleben, zumal die Flut hier mit solch einer Kraft angebraust kam, dass wir eine Flutwelle hören konnten. Hier wurde uns wieder einmal bewusst, wie gefährlich es gewesen wäre,  wären wir nicht rechtzeitig wieder an Land gekommen.

Danke Wenzel für das Foto
Danke Wenzel für das Foto

Vor allem für Wenzel, der uns ja leider in wenigen Tagen wieder verlassen musste, war es schön. Er genoss es im Watt zu wandern, Muscheln zu sammeln oder sich im kühlen Strom des abebbenden Wassers zu entspannen. Wir freuten uns so sehr, ihm eine solche Stelle bieten zu können. Abends saßen wir gemeinsam am Feuer und beschlossen kurzerhand noch einen weiteren Tag dort zu verbringen. 

Diesen nutzten wir für ein ganz besonderes Vorhaben. Wir haben uns auf unserer Reise schon sehr viel mit dem Thema Müll und Müllentsorgung beschäftigt, was ja auch ganz selbstverständlich ist, da wir nun einmal keine Mülltonne haben, die regelmäßig geleert wird. Oftmals laufen wir durch Supermärkte und schütteln nur noch den Kopf über Produkte, die doppelt und dreifach in Plastik verpackt sind. Einzeln eingeschweißter Paprika oder schon geschälte Mandarinen in einer Plastikdose sind noch die harmloseren Sachen, die wir sahen. Wir stehen in Kontakt mit einigen anderen Organisationen und Projekten, die sich mit der Säuberung von Stränden und den Meeren beschäftigen, wie z.B. "4Ocean" und "2minutebeachclean". Inspiriert von dem Engagement dieser Menschen wollen wir ein eigenes Projekt auf die Beine stellen. Als Reisende genießen wir, wie eigentlich jeder andere auch, saubere Strände und Ozeane die zum Baden einladen. Doch oftmals werden schöne Stellen von Müll verschandelt. Warum also nicht einfach das Bonbonpapier aufheben, das einen im Sand stört oder die herumliegende Plastik-Flasche in eine Mülltonne werfen, damit das Urlaubsfoto besonders schön wird. Jeder einzelne Handgriff hilft, die Ozeane sauberer zu machen. Wir sind noch in der Aufbauphase unseres Projektes mit dem Titel "Travel4Ocean" und hoffen auf viel Unterstützung von anderen Reisenden und allen, denen die Weltmeere und unsere Umwelt und Natur am Herzen liegen, denn es geht schließlich uns alle an und jeder kann etwas dafür tun! Ganz im Sinne unserer Überzeugung und unserer neuen Aufgabe stellten wir eine am Strand gefundene Öltonne auf, wanderten anderthalb Stunden durchs Watt und sammelten alles an Müll ein, was wir fanden. Es war mehr als erschreckend, dass wir es in dieser kurzen Zeit schafften, die Tonne bis oben hin zu füllen. 

Leider waren wir an der Stelle auf die Hilfe von der Gemeinde angewiesen. Wir konnten die Tonne nicht selbstständig entsorgen und so hinterließen wir eine große Notiz, das dies Müll aus dem Meer sei und dass wir hoffen, dass jemand sie entsorgen könnte. Wir schrieben unsere Nachricht auf Englisch und Französisch und unterschrieben mit unserer Tuckerbus-E-Mail-Adresse, damit man sich auch bei uns melden könnte. Bis jetzt haben wir noch keine Nachricht oder Beschwerde erhalten. Wir wissen, dass wir die Welt nicht sofort zu 100% besser machen können, aber wir können dennoch mit kleinen Dingen Einiges bewirken. Es fängt schon beim Einkaufen an, so kann man z.B. statt des eingeschweißten, den unverpackten einzelnen Paprika wählen, den man bedenkenlos ohne Plastiktüte in den Korb legen kann. In Frankreich freuten wir uns riesig darüber, dass es in Obst- und Gemüseabteilungen nur Bio-Tüten gab und keine (für Deutschland typischen) Plastebeutelchen, denn diese kann man praktischer Weise direkt noch für die Müllentsorgung nutzen. Wenn ihr Anregungen, Tips oder Fragen habt oder ihr uns unterstützen wollt, aber nicht wisst wie, dann könnt ihr uns gern kontaktieren und natürlich auch auf Instagram folgen.

Ziemlich erledigt von der anstrengenden Arbeit, entspannten wir uns an diesem Abend wieder am Feuer. Wir setzten uns, unter einem sternenklaren Himmel, direkt an den Strand und tranken gemeinsam Calvados, einen regionalen Apfel-Weinbrand. Es war ein Abend, der nicht hätte schöner sein können. Das dachte sich auch Tani und nutzte die gemütliche Schönheit des Moments, um seine Sarah zu fragen, ob sie sich das restliche Leben mit ihm vorstellen könnte... und das kann sie. 

Die letzten zwei Tage mit Wenzel vergingen wie im Flug und schon stand uns ein sehr herzlicher, schwerer und dennoch wieder einmal kurz gehaltener Abschied bevor. Die Zeit, die wir mit unserem guten Freund aus der Heimat verbrachten, war unglaublich schön und es waren sehr entspannte und fröhliche Tage, die wir gemeinsam erleben durften. Wir hoffen, dass Wenzel es noch einmal schafft und uns auf unserer späteren Reise erneut besuchen kommt. Und auch wenn er kein Lotto spielt, drücken wir ihm die Daumen, dass er einen gültigen Schein mit "sechs Richtigen" findet, Millionär wird, sich einen Camper kauft und uns besuchten kommt. :p 

 

Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, fuhren wir zwei Tage am Stück, um unser letztes Ziel in Frankreich zu erreichen. Die "Dune du Pilat", die größte Wanderdüne Europas. Mit einer Länge von über 2,7 km, einer Breite von etwa 500m und einer Höhe von über 110m, ein unglaublich beeindruckendes Gebilde. Wir fuhren auf den Touristenparkplatz und liefen einen kleinen Weg in Richtung Düne. Mit jedem Schritt wurde der Pfad sandiger und am Ende traten wir aus dem dichten Wald und befanden uns schon auf halber Höhe des riesen Sandhaufen. 

Die letzten "paar" Höhenmeter, die es noch zu besteigen gab, waren sehr anstrengend, da wir nicht die vorhande Treppe nutzten, sondern querfeldein liefen. Laut keuchend kamen wir oben an und blickten uns erst einmal um. Das wilde ausgelassene Schnaufen verstummte je und uns stockte der Atem bei dem Anblick, der sich uns hier bot. Auf der einen Seite ergoss sich unendlich weit wirkend der Atlantische Ozean, auf der anderen Seite breitete sich ein riesig großer Wald aus. Wir befanden uns weit über der Baumgrenze und von dieser Höhe wirkte die Landschaft fast wie ein tropischer Dschungel.

 Trotz schlechtem Wetter genossen wir das Naturspektakel und es dauerte bis wir wieder Worte fanden. "Wow" war das Erste was Tani sagen konnte und viel besser konnte er in dieser Situation auch kaum beschreiben, was in ihm vorging. "Wow" sagte Sarah und bestätigte damit weit ausschweifend das eben Gesagte. Hand in Hand standen wir barfuß im Sand und blickten in die Weite, die uns umgab. 

Da die Düne nicht weit entfernt von der Spanischen Grenze lag, wollten wir noch eine letzte Nacht in Frankreich verbringen und dann weiter in den Süden fahren. Die Gegend, vielleicht auch nur dem trüben, verregneten Wetter geschuldet, wirkte trostlos. Wir durchfuhren touristische Urlaubsmetropole, die außerhalb der Saison verlassen waren und teilweise wie Geisterstädte wirkten. Bei den Stellplätzen die wir fanden, hatten wir immer ein komisches Gefühl, auch wenn wir nicht direkt beschreiben konnten warum das so war und so dauerte die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz insgesamt 4 Stunden. An diesem Abend fühlten wir uns beide ein wenig niedergeschlagen und auch hier konnten wir nicht genau sagen warum das so war. 

Der nächste Tag begann auch wieder trüb und wir beschlossen früh aufzubrechen und schleunigst nach Spanien zu fahren, von dem wir so viel erwarteten. Wir suchten uns eine Stelle, die auf den Fotos traumhaft aussah und fuhren los. Über mautfreie Landstraßen gelangten wir, die Ausläufer der Pyrenäen überquerend, endlich in unser erstes "Südland". Das Wetter änderte sich und es war sommerlich warm und wir genossen eine Fahrt durch Berge, Täler und wunderschöne Landschaften. 

 

Jetzt sitzen wir hier an unserer ersten Stelle, die den Bildern in unserer Stellplatz-App bei Weitem nicht gerecht wird. Wir haben heute einen Tag zum Ausspannen, Sonne genießen und Blog schreiben genutzt. Schon das ausgedehnte Früstück, inmitten einer vorbeikommenden Schafherde, in einer atemberaubenden Umgebung, brachte uns ein voll einnehmendes Glücksgefühl. Wir können Feuer machen und uns einfach von den anstrengenden Strapazen der letzten Autofahrtage erholen. 

Die Zeit in Frankreich haben wir sehr genossen, auch wenn sie recht begrenzt war. Wir werden nach unserer Spanien-Reise noch ein Stück durch den Südosten dieses Landes fahren und sind schon sehr gespannt auf das Abenteuer. Wenn wir an Orten sind, die so viel Ruhe und Frieden ausstrahlen, wie dieser hier, dann lassen wir es gern auf uns wirken und genießen die Schönheit der Natur. In solchen Momenten, lassen wir dann gern mal die schon vergangene Zeit Revue passieren. Wir sind jetzt schon seit fast 5 Monaten unterwegs und leben in einem kleinen Bus. Die längste Zeit, die wir in diesem Zeitraum voneinander getrennt waren, war als Tani einen anderthalb Stunden langen Spaziergang machte. Wir haben uns bis heute noch nicht einmal gestritten, genießen jeden einzelnen Tag und freuen uns immernoch unseres "neuen", selbstgewählten Lebens. Verrückt, wie schnell die Zeit bisher vergangen ist und dennoch ist es wunderschön, wie viel Zeit uns noch bleibt.

Ein neues Kapitel beginnt: Überwintern in den Südländern. Darauf und auf alles was wir hier erleben werden, sind wir sehr gespannt. Wir nehmen euch natürlich mit auf unsere Reise und freuen uns sehr über eure Unterstützung in Allem, was wir uns so in den Kopf gesetzt haben.

 

Liebe Grüße euer Team Tuckerbus

Tani, Sarah und Björn der Bus

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Christian und Beatrice (Freitag, 26 Oktober 2018 00:06)

    Wieder mal ein echt guter bericht man merkt wirklich sehr wie sehr ihr es genießt und freut sich für euch mit =) !!passt weiterhin gut auf euch auf ;) ! Wir haben uns in irland von euren Reisebericht ein wenig inspirieren lassen und den ein oder anderen ort davon besucht ;D!und ihr habt nicht untertrieben mit der schönheit dieses landes! Lassts euch gut gehen =)
    Bea und Christian

  • #2

    Gabi & Klsus (Freitag, 26 Oktober 2018 15:28)

    Es ist, wie immer. sehr beeindruckend Euch durch Wort und Bild zu folgen. Es ist, als ob man als blinder Passagier alles miterlebt und auch an den 35 Litern teil hat. Wir wünschen Euch für die nächste Etappe Eu'rer tollen Reise alles Gute und freuen uns auf die nächsten Bilder�

  • #3

    Die T.Elfriede aus Moritzburg (Mittwoch, 31 Oktober 2018 18:02)

    Ich habe mich wieder so sehr gereut über Eure so interessanten Berichte und es wurden vorallem die selbsterlebten Eindrücke meiner Reise vor einigen Jahren mit Jutta wieder in Erinnerung gebracht. An all' Euren Berichten habe ich regen Anteil genommme+++
    und bewundere Euren Mut, Geduld und Kraft bei allen Unternehmungen , auch mit allen Begebenheiten -Unfall etc.-Ich wünsche Euch weiterhin viel, viel Freude und immer gutes Gelingen bei allen Unternehmungen.
    In Gedanken reise ich mit Euch und grüße Euch sehr herzlich,
    Eure T. Elfriede.